Das bedeutendste der ausgestellten Miniaturbildnisse stammt von
Bodemer. Er hat Maria Theresias Kanzler Wenzel Kaunitz im Ornat des
goldenen Vlieses in Kupferemail gemalt. Allerdings erst lange nach dessen
Tod. Bodemer kam ja erst x79g aus seiner badischen Heimat nach Wien,
als Kaunitz schon fünf Jahre tot war. Als Schüler Maurers an der Wiener
Akademie, der selbst den Staatskanzler in einem überlebensgroßen Ölbild
in ganzer Gestalt dargestellt, war Bodemer durch Gemälde und zahlreiche
Stiche offenbar mit der Erscheinung des Kanzlers genau vertraut, hat ihn
aber stark „idealisierfi Die ungewöhnlich große Arbeit, eines jener pathe-
tischen Repräsentationsbilder im kleinen, gehört dem Oberstkämmerer
Grafen Berchtold, war seinerzeit schon in der Wiener Miniaturenausstellung
zu sehen und ist bezeichnet: „J. Bodemer fec. ä Vienne 1805" (140 Millimeter
hoch, 123 Millimeter breit). Gewöhnt, die Ölbilder anderer - etwa von
Lampi (König von Schweden, Graf Gottorp), von Domenichino, van Dyck
und anderen in Kupferemail zu kopieren, hat Bodemer in dieser etwas glatten,
porzellanigen Emailtechnik mehrere ähnlich große Miniaturen in Wien
geschaiifen.
Ein Ölgemälde, das Gustav III. von Schweden sitzend darstellt, bei dem
Brande des Austerlitzer Schlosses 1896 stark beschädigt, ist ohne Nachweis
Roslin zugeschrieben. Es zeigt den König in schwarzen Kniehosen, weißen
Strümpfen, schwarzem Rock mit roter Binde, blauer Schärpe. Die Rechte
ruht auf einem Tisch, auf dem die Büste Gustav Adolfs steht, und hält ein
Blatt Papier; die Hände sind am besten geraten und haben am wenigsten
gelitten. Das Bild gilt als Geschenk an Maria Theresias Staatskanzler Wenzel
Kaunitz, ist aber ausdrücklich bezeichnet „Gievit Af Gustav den III. Til
Grefve Kaunits Romerska Keysarens och Keyserinnan af Ungern Och
Böhmens Ambassadeur i Spanien. MDCCLXXX." Dieser österreichische
Gesandte in Spanien war indes nicht Wenzel Kaunitz, sondern sein Sohn.
(Höhe des Bildes 130 Zentimeter, Breite 97 Zentimeter.)
Zwei Jahre zuvor war Roslin, einen der Reisemaler des XVIII. Jahr-
hunderts e man begegnet seinen Spuren auch in den russischen Kaiser-
schlössern - in Wien.
Das Selbstbildnis Roslins, als Brustbild von vorn gesehen, im Schlosse
Feldsberg (Höhe 67 Zentimeter, Breite 55 Zentimeter), trägt die Bezeichnung
„Pt. p. le Chev. de Roslin a Vienne 1778". Es entstand also während seines
Wiener Aufenthaltes, in demselben Jahre wie das Bild der Erzherzogin
Marie Christine.
Alexander Roslin ist 1718 geboren worden und starb 1793. Als Schüler
der Pariser Akademie hat er zunächst dort zahlreiche Bildnisse gemalt:
den Abbe Terray, den Geschichtsforscher Villaret (Versailles, Galerie), die
Maler Hyacinthe Collin de Vermont und Boucher, Etienne Jeurat und Dandre
Bardon. Nach diesen gibt es Stiche von Carmona, Lempereux, Moitte, Danois.
Über das große Familienbild des Herzogs von Rochefoucault spottete Diderot
in den Essays (Seite 272). Roslin wurde Rat der Pariser Akademie und