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Volltext: Monatszeitschrift XX (1917 / Heft 11 und 12)

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Interesse entgegenbringen. Wenn die Kräfte der höchsten Kunstschule des Reiches auch 
manchmal Gelegenheit finden, bei Ausstellungen und öffentlichen Konkurrenzen einzeln 
aufzutreten, so fehlt doch jeder Anlaß zu häufigerem und stärkerem Hervortreten. Dies ist 
um so mehr zu beklagen, als unsere Zeit so arm an künstlerischen Ereignissen wurde. 
So wertvoll die vornehme Zurückgezogenheit für den einzelnen bleibt, das Kunst- 
leben der Residenz bedarf einer starken und lebhaften Beeinflussung und es besteht wohl 
kein Zweifel, daß die Rückwirkung solchen Kontaktes auch für die Kunstpflege förderlich 
sein muß. 
Das Jubiläum der Akademie ist darum nicht bloß als Markstein in der Entwicklung 
dieses so wichtigen Instituts bedeutungsvoll, es wurde auch für das Kunstleben der Resi- 
denz ein Ereignis, das Kunstfreunde und Künstler einander näher brachte. 
ÜNSTLERHAÜS. HERBSTAUSSTELLUNG. Die kleinen, regelmäßig 
wiederkehrenden Schaustellungen in den oberen Räumen des Wiener Künstler- 
hauses gewinnen immer mehr den altgewohnten friedlichen Charakter. Friedlich in dem 
Sinne, daß die Stürme, welche die Welt erschüttern, hier nicht widerhallen; friedlich aber 
auch in dem Sinne, daß künstlerische Kämpfe und starke Erregungen hier nicht Platz 
finden. Die großen Formate sind verschwunden, große Persönlichkeiten nicht vorhanden. 
Aber gerade jenes Gleichmaß wohltemperierter Naturbetrachtung, geschickter und gut 
verständlicher Darstellungsweise, liebenswürdig gefälliger Rücksichtnahme auf gesell- 
schaftliche Formen und Bedürfnisse sicherte auch dieser l-Ierbstausstellung ihren Erfolg. 
Die allgemeine Neigung zur Erwerbung von Gemälden und plastischen Werken, welche 
jetzt vorherrscht, brachte auch viele Ankäufe, die den Lieblingen des Publikums zugute 
kamen. Der zahlreiche Besuch, der diesen Schaustellungen zugewendet wird, beweist am 
besten, wie diese entgegenkommende und kluge Stellungnahme einer großen Gruppe von 
weiten Kreisen gewürdigtfund verstanden wird. ' 
EINE ZEICHNUNG VON FERDINAND SCHMUTZER. Die Abteilung H 
des Gemeinsamen Zentralnachweisebureaus (Auskunftstelle für Kriegsgefangene) hat 
die Beschaffung von Mitteln zum Ankaufe von Büchern für unsere Kriegsgefangenen im 
Auslande dadurch gefördert, daß sie Erinnerungsblätter und Originalradierungen im Wege 
des Buchhandels zum Verkaufe gelangen läßt, deren Erträgnis der Bücheraktion die 
erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt. 
Professor Ferdinand Schmutzer hat das Blatt gezeichnet, das den Vervielfältigungen 
zugrunde liegt, und die Originalradierungen angefertigt. Er hat den Augenblick fest- 
gehalten, in dem einige kriegsgefangene Soldaten gemeinsam mit der Lektüre eines an- 
ziehenden Buches beschäftigt sind und dabei das Interesse und die Freude auszudrücken 
verstanden, welche dieser Gruß aus der Heimat in ihnen erweckt. 
Auch der Besitzer eines solchen Blattes muß Freude- darüber empfinden und aus 
der anziehenden Wirkung des Bildes auch daran erinnert werden, wieviel Freude diese 
Aktion zu verbreiten vermag. 
Der Kunstfreund aber erkennt mit Genugtuung, daB diesmal die Kunst zu ihrem 
Rechte gelangt ist. Wieviel dauernd Wertvolles hätte doch geschaffen werden können, 
wenn man zu den zahllosen graphischen Werken, welche die Fürsorge für die vom Kriege 
Geschädigten benötigt hat, häufiger wirkliche Künstler herangezogen hätte, wie es in 
diesem Falle geschah. 
GALERIE ARNOT. A. FAISTAUER. Eine kleine Kollektion von Bildern und 
Zeichnungen führt uns bei Arnot jüngere und- jüngste Bestrebungen vor. Unter den 
graphischen Arbeiten ist Kubin mit seinen Zeichnungen grotesker Art neben farbigen 
Zeichnungen B. Steiners und Robin C. Andersens vertreten. Wer sich nicht an den ein- 
drucksvollen, aber in ihrer Verzerrung schwer genießbaren Satiren Kubins freuen mag,
	        
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