sich abspinnt; Richard Welluch lässt in seiner vUnterirdischen Berg-
predigt- den Erzähler in einem Salzbergwerk einen ihn führenden Berg-
mann über das geologische Schicksal der Erde belehren und die Theorien
von Kant und Laplace sammt den neueren Hypothesenüber die Ent-
wickelung der Organismen mit ethischer Kraft vortragen. lbsen behandelt
das Bergmannsleben allegorisch in einem Gedichte; Karl HenckelVs Dich-
tung wIm Schachte der Zeiti- verwendet ebenfalls jenes Leben und Treiben
sinnbildlich. uDes Knaben Wunderhornu enthält ein einst volksthümlich
gewesenes langes Gedicht: rDer unterirdische Pilger-r, eine wunderliche
Allegorie, die die technische Sprache des Bergbaues dichterisch verwerthet.
ln derselben Sammlung steht die Romanze: vVom großen Bergbau der
Welt", sie stellt das menschliche Leben und die christliche Erlösung als
ein Bergmannsleben dar, nach Goethes Begutachtung tief und ahnungsvoll.
Es wäre verlockend, sittengeschichtliche Vergleiche zwischen
Mathesius' Werk und Zola's Germinal anzustellen. Dort bei aller Realistik
eine tiefsinnige, glaubensinnige und kräftige, wenn auch oft seltsame und
verkehrte Vergeistigung der wsauren Roßarbeitn; aus den Steinen wird
Himmelsbrot, die silbernen Schalen haken goldene Früchte; bei Zola ein
verzweifeltes Schwarz in Schwarz mit dem Nirwana oder Götterdämme-
rung als Ende, eine Tragödie oder Tragikomödie, der gegenüber die
frivole Herzlosigkeit, wie der Fanatismus gleich machtlos ist.
Gewiss! Silbermine und Kohlenschacht ist ein ander Ding. Mathe-
sius hätte doch schnell bemerkt, wie mit der Kohle eine Menge einge-
sprengter Mineralien mit heraufgefördert werden; dass Schwefelkies wie
Gold funkelt und sogar in herrlichen Ikosaedern krystallisirt; dass Kohle
und Diamant eng verwandt sind. Er hätte selbst in dieser Nacht wSilber-
blicken genug gefunden. So einseitig Zola wie Mathesius ist, ihre Werke
können trotzdem eine culturelle und besonders eine religiöse Kennzeich-
nung des 16. und lg. Jahrhunderts vertreten, zumal wenn man die da-
malige Bedeutung der Predigt und die heutige des Romans erwägt. -
Die Industrie des Silberbergwerkes war mit dem Kunstgewerbe eng
verbunden, nicht nur durch Münzenschlagen. Das Kunstgewerbe nahm
damals einen solchen Aufschwung, dass ein Gebildeter gar nicht daran
vorbeigehen konnte. Außer an Stufen und Münzen hatte Mathesius
namentlich an Holzschnitzereien, Glasgefäßen und Goldschmiedearbeiten
seine Freude und benutzte auch ihre Sinnbildlichkeit, nicht zu reden von
den Paramenten, den seidenen Decken auf Altar und Kanzel, der kost-
baren Kasel, in der er amtirte. Er rühmt den goldenen Kirchenkelch,
an dessen Fuß der Künstler Kunz Wels Christus am Kreuz, Taufe,
Absolution und Abendmahl hoch und künstlich getrieben hatte; die
Evangelisten in Thiergesralt, d. h. also mit den Thier-Symbolen schnitt
er frei von der Hand; auf der Patene war der Salvator punzirt.
Ein Glas hatte ihm ein einheimischer Künstler gearbeitet: wie
Christus aus der Hölle herauffährt, ganz schwarz, sobald man es um-
kehrt. wird es schneeweiß.