Eine Angelegenheit für sich bildete die Belehrung und Erhebung,
welche von der Gedenkhalle (Raum 43) ausgegangen ist. Sie war in ihrer
ganzen Anlage, Stimmung und Ausstattung von tiefster Wirkung, geweiht
der Erinnerung an die gefallenen Helden; und es ist ein glücklicher Gedanke
gewesen, den starken Eindruck, der von diesem Raume ausging, an das
Ende der Säle unter die letzte Kuppel des Ausstellungsgebäudes zu ver-
legen. In die Mitte war ein Abguß des Scharnhorst-Denkmals gestellt, am
Kuppeltambour waren in klarer ornamentaler Schrift die Namen hervor-
ragender Todesopfer der Feldzüge 1813 bis 1815 in zeitlicher Angabe der
Schlachten und mit gleichmäßiger Berücksichtigung der deutschen, öster-
reichischen, russischen, schwedischen und englischen Verluste angebracht.
Von tiefer Wirkung und vorbildlich auch für unsere Tage sind die zahlreichen
Gedenktafeln für die Gefallenen aus schlesischen Stadt- und Landkirchen,
der Breslauer Synagoge und der Universität; ihre Schlichtheit spricht auch
heute und gerade heute in der so nahe verwandten Lage, in welcher wir
uns befinden, vernehmlicher und ergreifender zu uns als die großartigen
Monumente, mit welchen auch jene Zeit nach dem Kriege hervorzutreten
liebte. Die Textillustration erneuert die Erinnerung an diesen wundervollen
Raum.
Die starke Betonung der zeitgenössischen Porträtkunst in der Aus-
stellung, welche fast ausschließlich die Tafeln des Werkes ausfüllt, wurde
im Ausstellungsprogramme wie in der Veröffentlichung damit begründet,
daß sich letzten Endes ja alle Geschichte um Namen ranke. Damit war
auch ausgesprochen, daß die Anlegung eines einheitlich künstlerischen
Maßstabes an diese Bilderreihen nicht beabsichtigt war. Immerhin ver-
mittelte die Ausstellung und bietet nun auch das vorliegende Werk die
Kenntnis einer großen Zahl ausgezeichneter Bildnisse, welche wieder
zeigen, daß die Porträtkunst, im großen und kleinen Format, im Zeitalter
der Befreiungskriege und darnach alle anderen Zweige der Malerei über-
treffen hat. Daneben sah man eine Reihe ausgezeichneter Plastiken.
Auch hier kann es uns darauf nicht ankommen, in Einzelheiten ein-
zugehen. Hervorgehoben aber sei, daß neben vielem Bekannten, auf Aus-
stellungen Gewesenem und sodann Veröffentlichtem manch neuer Beitrag
zur Kunstgeschichte der Zeit dargeboten worden ist. Wieder sah man den
merkwürdigen Amerling (Kaiser Franz, Tafel L), sodann Talleyrand von
Gerard (Tafel LXVII), dieses in Technik und Charakterisierungskunst un-
übertroffene Meisterwerk, das unseres Wissens auf der Wiener Kongreß-
Ausstellung zum erstenmal vor die Öffentlichkeit kam und im Kongreß-Werke
ausgezeichnet wiedergegeben ist. Ebenso das merkwürdig flaue Bildnis des
Kaisers Franz und das farbenkräftig leuchtende durchgeistigte Porträt
Metternichs von Lawrence (Tafel XLIX und LII). Das Beste von der Hand
dieses Modekünstlers der Kongreßzeit, der aber als ein echter Schüler des
großen Reynolds weit mehr war, als man heute unter einem Modemaler
versteht, war das Gentz-Bildnis (Tafel LIII). Von den Werken Gerards