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„POSCH LEONHARD, DIE HAUPTUMSTÄNDE AUS MEINEM
LEBEN.
Ich bin ein Tyroler Bub und am 7. Nov. 1750 auf dem Haasberge im
Zillerthale geboren, wo meine Eltern hausten. Ich schnitzelte und künstelte
gern, die Leute meinten ich habe Geschick und der Bildhauer Nissel zu
Fliegen meinte auch: Da mögte wohl etwas drauß werden, wenn ich in
Salzburg zu einen gescheuten Bildhauer in die Lehre käme. Meine Mutter
machte sich also auf und brachte mich hin. Wir kamen am 15. juny 1766 in
Salzburg an, und fanden den dortigen Hofbildhauer I-Ierrn von Hagenauer,
der ein sehr guter wackerer Mann war, auch gleich erböthig mich in die
Lehre zu nehmen. Aber für Kost, Kleidung und sonst was man braucht,
konnte er nicht auch sorgen und sagte uns darum: wir sollten uns an den
Herrn Erzbischof wenden, der ein milder Herr und großer Beschützer der
Künste sey. Das thaten wir dann auch und trafen ihn an als er aus der
Kirche kam. Sigis-
mundGrafvonSchrat-
tenbach war wirklich
wasmanvonihmsag-
te: ein guter braver
Herr und that viel für
dieKünste. Ihm gefiel
der kecke Tyroler
Bub' mit seinem ge-
raden Anmuthen: ,Du
sollst mich was Ge-
scheits lernen lassen'
und ich wurde mit
einem Schreiben des
Grafen Firinian nah-
mens des Herrn Erz-
bischofs entlassen, in
welchem mein nun-
mehrigerLehrmeister
Herr von I-Iagenauer
die Versicherung er-
hielt: Das ich neun
jahre hindurch mit
allem was ich nur be-
dürfen würde, auf
Kosten des Fürsten
unterhalten werden
sollte. Ich benutzte
meine Zeit ut. Mein _. ,
_ g _ Abb. 2. Königin Luise, von Wilhelm Riese nach Leonhard Posch, Berlin,
MBlStef, der 31H sehr 1806 (neuere Ausformung im Besitz der Königlichen Porzellanmanufaktur)