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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

Herrn Johann Adam Grafen von Saurau, Landmarschall in Steyer, „Insiegel" 
verfertigt, wofür er 37 H. erhielt. Wir wissen, daß er 1688 gestorben ist. 
Bevor ich in der Besprechung der Grazer Goldschmiede fortfahre, 
muß ich auf eine sehr auffallende Erscheinung hinweisen. Wenn wir die 
Regesten der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, 
die umfangreichen Korrespondenzen, Bestellungen, Ausgabenbewilligungen 
und Paßbriefe im Grazer Statthaltereiarchive, die Ausgabenbücher der 
steirischen Landschaft und Pater Wichners Büchlein durchstöbern, machen 
wir die_Wahrnehmung, daß die Landesfürsten, der Adel und auch die 
Geistlichkeit einen großen Teil ihres Bedarfes an Goldschmiedarbeiten von 
Augsburg, hie und da auch aus Nürnberg bestellten oder auf den Grazer 
Jahrmärkten, die vom XVI. bis zum XVIII. Jahrhundert besonders von 
zahlreichen Augsburger Silberhändlern mit großen Auswahllagern über- 
schwemmt wurden, erwarben. Von diesen Firmen muß die durch mehrere 
Generationen, von zirka 1570 bis ins XVIII. Jahrhundert tätig gewesene, 
mit besonderer Vorliebe von allen Seiten beanspruchte Handelsfirma 
(Arnold, später Katharina, dann Christoph, Matthias, Christoph) Schänternell 
besonders hervorgehoben werden, die namentlich für den Grazer Hof zahl- 
reiche Sendungen im Werte von vielen tausend Gulden lieferte, deren 
Bezahlung öfters die größten Schwierigkeiten verursachte. 
Wer die noch vorhandenen, infolge der in den Jahren 1526, 1703, 1793 
und 180g staatlich angeordneten Gold- und Silbereinlieferungen und -ein- 
schmelzungen stark reduzierten Bestände von alten Silberkunstgeräten (von 
den nur selten vorkommenden Goldgeräten darf man gar nicht sprechen) 
durchzusehen die Gelegenheit hat, findet, daß alle Stücke, die durch edle 
Schönheit der Form und Zeichnung, Originalität der Gedanken, sowie durch 
ihre kunstvolle Arbeit sich auszeichnen, von auswärts stammen und meist 
das Augsburger, hie und da auch das Nürnberger Beschauzeichen tragen. 
Welche auserlesenen Prachtstücke der Renaissancezeit der deutschen Gold- 
schmiedekunst - ich nenne nur den einzig in seiner Art dastehenden Land- 
schadenbundbecher im Museum am „Joanneum" in Graz und die silberne 
Taufschüssel mit Taufkanne im Eggenberger Schloß bei Graz, beide Augs- 
burger Arbeiten _ in Steiermark vorhanden sind, zeigt in vorzüglichen Re- 
produktionen C. Lachers Atlas der „kunstgewerblichen Arbeiten auf der 
kulturhistorischen Ausstellung zu Graz vom Jahre 1883", in dem ich leider 
keine steirischen Arbeiten finden konnte. Es ließe sich über diese Zeit der 
steirischen Goldschmiedekunstbestrebungen allein eine ziemlich umfang- 
reiche Studie schreibenfi 
i" Wer sich dafür besonders interessiert, dem seien nachfolgende Schriften empfohlen: Josef Wastler, 
"Das Kunstleben am Hofe zu Graz unter den Herzogen von Steiermark, den Erzherzogen Karl und Ferdinand", 
1897; Emil Kümmel, „Kunst und Künstler in ihrer Förderung durch die sleirische Landschaft vom XVI. 
bis XVIII. Jahrhundert", 1879; P. Jakob Wichner, „Kloster Admont in Steiermark und seine Beziehungen 
zur Kunst", 1888. Außerdem ist es sehr zu empfehlen, das „Inventar aller Vamus nach dem Absterben 
Erzherzogs Carl II. vom 1. Nov. 1590", veröffentlicht im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des 
Allerhöchsten Kaiserhauses", Band VII, 1888, und die späteren Inventare, veröffentlicht in den Mitteilungen 
der k. k. Zentralkomrnission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmäler von den Jahren 187g bis 1881,
	        
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