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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

Gegen die harte Konkurrenz, namentlich der Augsburger Goldschmiede, 
waren die etwas behäbigen Grazer Goldschmiedemeister ohnmächtig; es 
fehlte ihnen jedenfalls an unternehmenden und fähigen Köpfen, an Orga- 
nisation, vielleicht auch an Geld und Förderung. Sie flüchteten sich hinter 
ihre Zunftordnung, suchten mit allen erlaubten und unerlaubten Mitteln die 
Einwanderung und Meisterwerdung auswärtiger tüchtiger Gesellen und 
Meister zu verhindern und blieben daher immer mehr hinter den Leistungen 
anderer Städte des Reiches zurück. 
Der Druck der Zeitereignisse und die Aufhebung des Grazer Hofes 
griffen tief in das Leben des Landes ein und machten sich auch in den 
Sitten des täglichen Lebens bemerkbar. Die Geschenkfreude verflachte und 
man begann anstatt der Trinkgeschirre, Hof becher und Ehrenketten das Geld 
dazu auszuzahlen und überließ es dem Empfänger, sich für das erhaltene 
Geld anzukaufen, was er gerade notwendig hatte. 
Auch das mußten natürlich unsere Goldschmiedmeister sehr bitter ver- 
spüren und ihre lauten Klagen über die schlechten Geschäfte finden wir in 
einer Eingabe an die römische kaiserliche Majestät in Wien vom 5. Juli 165; 
im Statthaltereiarchiv in Graz. Sie sagen: „So spüren wir aber eine zimbliche 
Zeit hero, daß unsere gemachte Arbeit uns Meistern liegen verbleibt, weil 
sie nicht nach derAugsburger Probe, das ist r3lötig nach dem Striche, sondern 
x4lötig gemacht ist und deswegen gar ungern angenommen wird." Daher 
bitten sie um die Einführung der r3lötigen Probe. 
Das Gutachten des Landeshauptmannes vom I. Dezember 1651 hiezu 
führt uns aber auf eine ganz andere Ursache. 
Er findet, daß „seines Bedunkens nach, nicht das, was die Supplicanten 
angebracht haben, die erhöbliche Ursache gewest, warum die Augsburger 
Arbeit von jedem viel lieber, als das allhiesige Silber erhandelt wird, sondern 
weil die allhiesigen Goldschmied auf ihr verfertigtes Silber fast nie kein 
Namen, geschweigent das allhiesige Stadtzeichen aufschlagen, dasjenige auch 
so sie zuebereitet als blumb und unärtig verfaßt, so daß es niemand ange- 
nommen, was jetzt die allhiesigen Goldschmiede mit nicht geringen Schaden 
erfahren müssen". Er rate, ihrem Wunsche nach Einführung der r3lötigen, 
nachzulesen, um zu erfahren, welche Menge an kostbaren Goldschmiedekunstgegenstinden in der erzherzoglichen, 
später kaiserlichen Schatzkammer in Graz vorhanden waren. Mit der Auflösung des Grazer Hofes im Jahre 151g 
hörte natürlich die Entwicklung dieser Sammlung auf. Die kostbaren Stilcke kamen allmählich nach Wien und 
im Jahre 1765 wurde die Grazer Schatzkammer ganz aufgehoben und die besseren Stücke davon in rg Truhen 
und Kisten für immer nach Wien gebracht. „31 Stücke davon und später noch einige Stücke" sind in die 
kaiserliche geistliche Schatzkammer einverleibt worden; wohin die anderen Gegenstände gekommen sind, konnte 
ich nicht eruieren. Wahrscheinlich sind darunter einige Arbeiten steirischer Goldschmiede gewesen, deren 
Auflindung und Bestimmung für die Bewertung der damaligen steirischen Goldschmiedekunstleistungen von 
größter Wichtigkeit sein würde. , 
Wie sehr sich Erzherzog Karl ll. für die Goldschmiedekunst interessiert haben muß, zeigt ein im Jahre 
1765 nach Wien gebrachtes Inventarstilck, bestehend aus einer „Monstranze auf Thurm und sehr altvliterliche 
Art mit verschiedenen Statuen, Engeln und Laubwerk, davon das meiste stark vergoldet, so Erzherzog Carl 
selbst gemacht haben soll", 15 M. 8 Lot schwer. 
Aus dieser Notiz ergibt sich die interessante Tatsache, daß sich Erzherzog Karl in seinen Mußestunden 
eigenhändig mit Goldschmiedearbeiten befaßt haben rnuß. Schade. daß wir darüber nichts Näheres wissen und 
den Meister nicht nennen können, der den hohen Herrn in diesem Handwerk unterwiesen hat.
	        
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