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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

handlung des Körpers zeugt von außerordentlicher Meisterschaft, von jener 
feinsten anatomischen Kenntnis, die zu den ausgezeichnetsten Eigenschaften 
gerade der Permoserschen Kunst gehört. Beachtung verdienen ferner 
die Hände und Füße, besonders auch der Kopf, der an jenen der im 
Braunschweiger Museum befindlichen Permoserschen Elfenbeinfigur des 
„Sommers" mahnt. An diese fühlt man sich auch durch die Ausführung 
der Mantelfalten erinnert. Direkte Vergleichung des Stückes mit den be- 
glaubigten Permoser-Elfenbeinen in Braunschweig und Dresden würde 
jedenfalls noch weitere Anhaltspunkte ergeben. Das Münchner National- 
museum besitzt bisher nichts von Permosers Hand. Die Rückseite der 
Endymion-Figur ist flach abgeschnitten, woraus zu schließen wäre, daß sie 
nicht für freie Aufstellung, sondern zur Befestigung an einem Hintergründe, 
wahrscheinlich an einem Schranke oder dergleichen bestimmt gewesen wäre. 
Auch hiefür finden sich unter Permosers beglaubigten Arbeiten mehrere 
Parallelen, auf die Scherer Seite 27 unter Hinweis auf den dekorativen 
Charakter der Werke dieses Künstlers aufmerksam macht. Auf alle Fälle 
verdient der Endymion Bewertung als ein Stück von hoher Vorzüglichkeit. 
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN 59 VON 
HARTWIG FISCHEL-WIEN 54b 
USTAV KLIMT  Die österreichische Kunstwelt ist um eine ihrer stärksten 
Erscheinungen ärmer geworden. Die Künstler aller Länder werden seinen Heim- 
gang beklagen. Aber mehr noch als der Verlust einer abgerundeten und großen Persön- 
lichkeit ist das Erlöschen eines Sternes von tiefer Bedeutung, der so lange einer gänzlichen 
Umwertung und Neugestaltung künstlerischer Ziele vorangeleuchtet. Durch längere Zeit 
war fast jedes seiner Werke ein neuer Impuls, eine vornehme und edle Tat, an der sich 
eine Künstlergeneration erquickt und gekräftigt hat in ihrem eigenen Schaffen. Von Klimt 
ging jener Zauber aus, der eine Welt von neuen Schönheiten ahnen ließ, in die einzutreten 
höchsten Genuß und Erquickung bot. Daß sich oft bittere Gefühle in diesen Genuß gemengt 
haben, ist nicht allein dem Künstler zuzuschreiben, wie seine zahlreichen und oft un- 
gerechten Feinde behauptet haben, es liegt in viel höherem Maße an der Enge jener 
Verhältnisse, die ihm keine großen Entwicklungsmöglichkeiten boten. Sein Schicksal war 
jenes, das so vielen großen österreichischen Künstlern beschieden war, an einer Heimat 
zu hängen, die ihn verkannte und ihm die ersehnte Entwicklungsfreiheit verweigerte. Auf 
den Schild gehoben von einem kleinen Kreise begeisterter Künstler und Verehrer der Kunst, 
bekämpft von einer Mehrheit meist voreingenommener, aber oft allzu einfiußreicher 
Verteidiger überlebter und kunstfeindlicher Anschauungen, blieb ihm der Weg der Welt- 
llucht als letztes und bitterstes Rettungsmittel. Seine Kunst war von jener Art, die ohne 
Gunst und ohne Sonne allmählich erlischt, den Künstler selbst verzehrt. 
Daß Klimt es vermochte, einsam zu bleiben und in sich selbst und seine Welt ein- 
geschlossen unermüdlich zu schaffen, war sein Glück. Daß es ihm nicht vergönnt war, 
an großen Aufgaben zu wachsen und auszureifen, hat sein Vaterland um große Werke 
gebracht, die er ihm zu schenken wohl berufen war. So bildete sein Schicksal die 
Versenkung in Staffeleiarbeiten, in Äußerungen seiner außerordentlichen Feinheit des 
Empfindens, des unaufhörlichen Vibrierens und musikalischen Erklingens einer ungewöhn- 
lichen Tonschönheit, Licht- und Farbentrunkenheit in ganz persönlichem und eigenem
	        
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