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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 1 und 2)

Oppenheim am Rhein, gestorben nach 1630), Schüler des Geldorp Gortzius zu Köln, wo 
er 16x 5 in die Gilde aufgenommen wurde. Ebenso sind die Bildnisse mit den gesicherten 
Künstlernamen von Pierre Signac (Nr. 70: Karl X. von Schweden, Email auf Silber, 
um 1655),. Charles Boit (Nr. 76; Friedrich I. von Schweden, Pergament, um 1720) und 
Peter Boy (Nr. 74: Johann Wilhelm, Kurfürst von der Pfalz, Email auf Kupfer, um 1700), 
wie Nr. 75 (unbekannter fürstlicher Herr, Pergament) und Nr. 73 (Karl Landgraf zu 
I-Iessen-Cassel, Pergament) von hohem Interesse. Der Art des Benjamin Arlaud ist aber 
wohl nur Nr. 75 zuzurechnen, das zweite Bild (Nr. 73) hat mit diesem Meister kaum etwas 
gemein. Auch erscheint es gewagt, die Nr. 90 (Ludwig XIV.) und Nr. 91 (Elisabeth 
Dorothea zu Hessen-Darmstadt) mit Petitot in Verbindung zu bringen; die erstere trägt 
die Signatur W. I-Iassel 1690 (von dem sich im bayrischen Nationalmuseum zu München 
eine 1674 datierte Schlachtszene in Email, Katalog Nr. 201, befindet), die Nr. 9x ist reizend 
in ihrer auffallend modernen Auffassung, aber an den Genossen Bordiers und I-Iofmaler 
Ludwigs XIV. erinnert kaum ein Strich des Bildchens. Glänzend vertreten ist die große 
Zeit der Bildnisminiatur durch das Porträt der Freifrau Elisabeth Rüdt von Collenberg, 
geborene von I-Iarpprecht, von Füger (Nr. 268, Elfenbein, 1789), ein hochovales Bild 
(183: 13 Zentimeter), das alle Qualitäten der allerbesten, geistig bewegten, technisch un- 
übertrefflichen Arbeiten des großen Wiener Meisters besitzt. Das Bild reiht sich außer an 
die Porträte der drei Schwestern Thun, von welchen Labans Studie ausgegangen ist, 
ebenbürtig" an die von mir („Die Bildnisminiatur in Österreich von 1750 bis 1850", 
Artaria 8: Co 1907, Tafel VIII, X, XI, XIV, XVIII, XIX) veröffentlichten Hauptwerke 
Fügers an. Die Nr. 243 (Friedrich August, Herzog zu Nassau, Elfenbein, um 1785) als in 
der Art des Füger zu bezeichnen, hat wohl manches für sich; soweit die Abbildung dies 
ermöglicht, läßt sich eine gewisse Verwandtschaft etwa mit dem Andrea Perula (von mir" 
veröffentlicht a. a. 0., Seite 31, Katalog Nr. 82) nicht bestreiten, aber wenn man das Bild 
mit dem Besten vergleicht, was Füger in den Achtzigerjahren hervorbrachte, in ihrer man 
möchte sagen leuchtenden Durchgeistigung alles Individuellen, dann kommen einem doch 
berechtigte Zweifel an der Richtigkeit jener Zuschreibung. Füger war übrigens erst von 
1788 auf 1789 nach langem, nur durch die italienische Reise unterbrochenem Aufenthalt 
in Wien, wieder in Westdeutschland, unter anderm ein halbes Jahr in Mainz, wo er 
mehrere Bildnisse des Kurfürsten Freiherrn von Erthal malte (ein prachtvolles Porträt in 
der Sammlung Eltzbacher in Köln, die schöne Vorarbeit dazu im Besitze des Herrn 
Dr. A. Figdor, von mir abgebildet a. a. 0., Tafel IV, Nr. 6); der Herzog Friedrich August 
zu Nassau müßte also um x785 in Wien gewesen sein oder die angegebene Datierung ist 
unrichtig und um mehrere Jahre hinaufzusetzen. Vergleicht man die Arbeiten des Füger- 
Schülers Weichselbaum und vor allem auch die Ankers (siehe „Die Bildnisminiatur in 
Osterreich", Textabbildung auf Seite 105: Graf Khevenhüller), so sieht man, daß die 
Manier des Meisters vielfach rnit großem Geschick nachgeahmt worden ist. 
Von den identifizierten Meistern der übrigen zahlreichen Kleinbildnisse vorn Ende 
des XVIII. und Anfang des XIX. Jahrhunderts sind hervorzuheben: Johann Sebastian 
Brachfeld, Fr. Jac. I-Iill, Cornelius Boyer, der Chevalier de Chateaubourg, Johann Friedrich 
Tielker, J. Desvernois, Kaspar Klotz, vor allem Augustin Ritt (von dem ein wundervolles 
Bildchen der Kaiserin Elisabeth von Rußland aus der Sammlung des Grafen Lanckoronski 
auf der Wiener Kongreß-Ausstellung 1896 und der Wiener Miniaturenausstellung r9o5 
vorgeführt wurde - Franz Ritter hat im Kongreß-Werke zuerst wieder auf den aus- 
gezeichneten Meister aufmerksam gemacht), dann Aubry, Augustin Isabey, ferner Schrott, 
I-Ieigel, J. Nehrlich. Die wissenschaftliche Ausbeute, welche das Werk bietet, ist nicht sehr 
erheblich. Mehrere wertvolle Feststellungen stammen von Johann Kurzwelly, im übrigen 
ist nicht durchwegs auf grundlegende Arbeiten und Vorarbeiten über die Geschichte der 
Porträtminiatur zurückgegriffen worden. Anzumerken wäre unter anderm Folgendes: 
A. Bencini, von welchem das Künstlerverzeichnis sagt, daß seine Lebensdaten und näheren 
Lebensumstände unbekannt seien, hat 1741 an der Wiener Akademie studiert und wurde
	        
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