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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 3 und 4)

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ländischen Tagebuch, in welcher der Meister selbst von einem „geschnittenen 
Kindlein" berichtet -, aber ebenso sicher steht es fest, daß man zahlreiche, 
besser ausgeführte Werke der deutschen Kleinplastik aus der ersten Hälfte 
des XVI. Jahrhunderts nachträglich mit dem Dürer-Monogramm versehen 
hat, um sie in den Augen des Sammlers wertvoller zu machen. Wann dies 
geschehen ist, vermag zumeist nicht genau festgestellt zu werden, doch kann 
dies häufig schon für die zweite Hälfte und um die Wende des Renaissance- 
jahrhunderts anzunehmen sein, also zu derselben Zeit, in der Hans Hofmann, 
johann Georg Fischer und Hans Brüderl ihre Dürer-Imitationen geschaffen 
haben. _ 
Wir finden zum Beispiel derartige, nachträglich eingesetzte Dürer- 
Monogramme auf der „Heiligen Sippe" des Kaiser-Friedrich-Museums Wöge, 
287, mit Abbildung), ein Relief um 1510 bis 1520, also zu derselben Zeit, wie 
unser Relief entstanden sein magd"; es trägt das Monogramm gar zweimal, auf 
der Vorder- und Rückseite, und außerdem die irreführende Jahreszahl 1535. 
Was dieses kleine Relief des Nostitzschen Besitzes Wissenschaftlich be- 
sonders wertvoll macht, ist, abgesehen 
von seinem künstlerischen Wert, der 
Umstand, daß es unvollendet geblieben 
und nur wenig über das Stadium der 
Skizzierung hinausgekommen ist und 
somit wertvolle Einblicke in das tech- 
nische Arbeitsverfahren des Schnitzens 
gewährt. Es ist zwar in seiner Relief- 
bildung durchgeführt, aber die Ge- 
sichter, Hände und übrigen Fleischteile 
sowie auch teilweise die Gewandfalten 
erscheinen mit dem Schnitzmesser nur 
in einzelnen breiten Flächen und schar- 
fen Kanten angelegt, wodurch die Tafel 
außerordentlich lebendig und bewegt 
wirkt. 
Die Darstellung der Dornenkrönung 
erscheint zu Anfang des XVI. Jahrhun- 
derts zumeist in zwei Typen: einmal in 
Profilwiedergabe, wobei wir den Erlöser, 
die Kriegs- und Henkersknechte sowie 
die befriedigt oder höhnisch zuschauen- 
den jüdischen Priester und Schriftge- 
lehrten in Seitenansicht vor uns sehen 
(so in beiden „kleinen Passionen" Dürers 
"f Auch das Specksteinrelief mit Adam und Eva des 
Abb. 8. Buchsrelief mit dem Apostel Jakobus Berliner Museums (Vöge, 141), das in den Schulkreis des 
dem Älteren von H. Schwarz, um 15:5 (Kaiser- Loy Hering gehört, hat ein Dürer-Monogramm und die 
Friedrich-Museum, Berlin) Jahreszahl 1515. 
 
	        
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