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EHR wie anderwärts steht heute in Österreich das
' moderne Kunstgewerbe unter dem Einfluß künst-
lerischer Kräfte. Nicht der Wille kunstsinniger
Besteller ist dort heute die stärkste Triebfeder.
Nicht der Geschäftsgeist weltkluger Unternehmer
diktiert dort heute dem Schaffenden, wie dies noch
vor wenigen Jahren geschah. Die Neugestaltung
der Produktion, die Erziehung der ausführenden
wie der gestaltenden Kräfte erfolgt heute nach
den freien Grundlinien, welche allein von dem
Bestreben gezogen werden, die höchste Intensität
des künstlerischen Ausdruckes durch die höchste Qualität handwerklicher
Tüchtigkeit zu bewirken. Man hat es wieder erreicht, daß der Einfluß des
Marktes zurücktritt und die Führung den Schaffenden wieder in die Hände
gelegt wurde f wo Einsichtsvolle maßgebend sind. Dies war selbstverständ-
lich nicht das Werk des Augenblicks, sondern das Resultat der Arbeit. Die
Leistungen und die Leistungsfähigkeit haben sich durchgesetzt.
Noch niemals war es möglich, ein so einheitliches Bild des bisher in
Wien erreichten Niveaus und aller jener Wege zu zeigen, welche zu diesem
Niveau geführt haben, als in dieser Schaustellung, die Schule und Werk-
kunst vereint. Schon die Winterausstellung hat mehr wie bisher die künst-
lerische Einflußnahme betont. Als nun der Wunsch laut wurde, anläßlich
der Tagung des Deutschen
Werkbundes, welcher seine
Hauptversammlung anfangs
Juni in Wien abhielt, eine
Vorführungmoderneröster-
reichischer Qualitätsarbeit
auf dem Gebiete des Kunst-
gewerbes zu veranstalten,
war die Aufgabe zu lösen, in
äußerst knapper Zeit eine
eindringliche und anschau-
liche Ausstellung fertigzu-
stellen. Dieser Absicht lag
ein bereitwilliges Entgegen-
_ _ Frühjahrsaussrellung österreichischer Kunsxgewerbe. Kassette, mit
KOITITDCH 111 dCU KTCISCD Perlmunerintarsia, nach eigenem Entwurfausgeführt von K. A.Franz
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