zurückgehen. Eine willkommene Bestätigung erfahren die nüchternen
Rechnungsnotizen durch den lebendigen Bericht eines Zeitgenossen, des
Augsburger Advokaten Fröschel, den Gerhard selbst im Frühjahr 1596,
kurz vor der Vollendung der Michaelskirche, in derselben herumführte.
Fröschel schreibt: „Am 24. April hat meister Ruprecht Gerhardi, ein Nieder-
länder, mit uns gen mittag gessen, welcher hie auf dem Perlach den götzen-
rörkasten" formirt und gossen und jetzt zu München in die neue Jesuiter-
kirchen ein gantzen haufen götzen, deßgleichen herzog Wilhelmen
begrebnus gar kunstlich mit gegoßnen bildern zugericht. Am 25. April hat
uns obengenann-
ter m. Ruprecht
Vormittags in der
Jesuiter noch un-
ausgebaute kir-
chen gefuert, da-
vor in einem ge-
mach beisammen
gesehen 25 gro-
ße heilgen bilder,
so in gedachte
kirchen kommen
sollen, größer als
menschengröße;
er liert uns auch
in sein werck-
statt, darnach
abends an andre
ort, alda wir _ _
_ Abb. 15. Hubert Gerhard, Die Auferweckung des Lazarus, Bronzerelxef vorn Grab-
gßSeheü etliche mal des Dr. Meermann in der Frauenkirche in München
schöne stuck ca-
pitel und gesimps von schwartzem marmelstein, item ein großes cruciiix,
mannsgröß, von metall gossen, so der treilich künstler Joann de Bologna,
jetziger zeit zu Florentz, soll gemacht haben, item ein großen engel, 2 große
Weibsbilder, 4 helden oder ritter, vier lewen, alle zu dem fürstlichen epitaphio
gehörig, gar kunstlich von ime, m. Ruprechten, gemachtß" Die zuletzt auf-
gezählten Bronzen sind alle noch erhalten. Der große Engel mit dem Weih-
wasserbecken steht heute im rechten Seitenschiff der Michaelskirche, die
vier prächtigen Löwen sind seit 1615 vor der Residenz aufgestellt, während
selbe in „München und seine Bauten", herausgegeben vom Bayrischen Architekten- und Ingenieur-Verein,
München rgu, Seite 98. - Vgl. auch Nagler, „Acht Tage in München", 1862, Seite 98, und Braun, „Die
Kirchenbauten der Jesuiten", Band II, Freiburg rgxo, Seite 60, Anmerkung z. i Anderer Meinung Frankl im
„Münchner Jahrbuch für bildende Kunst", 1916, I, Seite rg, Anmerkung x53.
"i Gemeint ist der Augustusbrunnen.
i" F. Roth, „Der Augsburger Jurist Dr. Hieronymus Fröschel und seine Hauschronik von r528-x6oo",
in der „Zeitschrift des historischen Vereins für Schwaben und Neuburg", rgxz, Seite 57, Anmerkung 3. -
Fröschel ist der Vater des für Kaiser Rudolf lI. tätigen Miniaturrnalers Daniel Fröschel.