ähnlich behandelt. Durch diese Veränderungen ist nun aber die Handlung
deutlicher geworden, indem die Aufmerksamkeit sofort auf die Haupt-
personen, Christus und Lazarus, hingelenkt wird. Die störende Isokephalie
ist verschwunden; die Linie hebt und senkt sich jetzt über den Köpfen der
vorderen Figuren in gleichmäßiger Wellenbewegung. Durch das Höher-
stellen der Hintergrundfiguren und die Beschränkung auf zwei Felskulissen
erhalten die Hauptpersonen mehr Bewegungsfreiheit. So muß das Meermann-
Epitaph als die fortgeschrittenere Lösung derselben Aufgabe angesprochen
werden. Es ist das Werk eines reiferen Künstlers, eine Feststellung, die
mit den Entstehungszeiten der Reliefs übereinstimmt; denn Dr. Meermann
ist 1612 gestorben. Sein Grabmal dürfte also erheblich später als die Reliefs
für das Wilhelmsgrab entstanden sein. Der aus Köln stammende herzogliche
Leibarztt scheint übrigens ein besonderer Kenner und Verehrer der Kunst
des holländischen Bildhauers gewesen zu sein. Wir finden ihn 1597 in der
Kommission, die die fertigen
Bronzen der Michaelskirche
abschätzen soll," und weiter
erscheint sein Name auf
einem von Johann Sadeler
ihm gewidmeten Stich, der
eine Pietägruppe Gerhards
wiedergibt. Diese Beziehun-
gen sprechen für die Richtig-
keit der alten Tradition, nach
der er sein Grabmal durch
Gerhard anfertigen ließ.
Jener Sadelersche Stichwk
(Abb. I6) führte mich auf die
" Über Meermann siehe die „All-
gemeine Deutsche Biographie", Band 2x,
und ,,A1tbayrisehe-Monatsschrift", III.
i" Trautmann, „Monatsschrift des
historischen Vereins von Oberbayern", V,
Seite x18.
"H" Folie. Die Unterschrift lautet:
„Hanc irnaginem sereniss[imi] Bavariae
uducis statuari[us] Huberqus] Gerard[us]
sculptarn clariss[imo] excellentissimoque
viro ac d[omino] Thomae Mermanno prac-
fati principis a consil[iariis] et medic[is]
dono d[at] - Joann Sadeler scalp[sit]
excud[it] Monachii." - Eine Kopie im
Gegensinne („Hubert Gerard Inve[ntor]")
ist 1604 datiert. Der Stich dürfte zwischen '
r584, in welchem Jahre Meermann den
Ratstitel erhielt, und 1586 entstanden sein,
da er noch nicht den ihm in letzterem
Jahre von Kaiser Rudolf II. verliehenen
Adelstitel von Schönberg führt; spätestens Abb. 2x. Hubert Gerhard, Der Apostel johannes in der Michaels-
1595 übersiedelte Sadeler nach Venedig. kirche zu München