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Spur der interessanten h0lzge-
schnitzten Gruppe Maria mit dem
Leichnam Christi, die vergessen
und verstaubt seit alters in einer
Nische neben dem Eingang zum
Oratorium derMichaelskirche steht
(Abb. r7)."' Sie ist eine Variation
desselben auf Michelangelo zurück-
gehenden Pietatypus, den auch
die gestochene, wahrscheinlich
gleichfalls in Holz gearbeitete"
Skulptur Gerhards wiedergibt.
Übereinstimmend - imGegensatz
zu Michelangelo - namentlich die
Vertikalen des rechten Armes und
der fast parallelen Unterschenkel
sowie das Sichtbarmachen des
linken Armes, der in der gesto-
chenen Gruppe allerdings nicht in
dieser preziösen Weise demon-
striert wird, weiter die wuchtige,
tief eingeschnittene Draperie, die
den Gedanken an ein Gußmodell
nahelegt. Der Christuskopf ent-
spricht dem von Bologna geschaf-
fenen Idealtypus, den ja auch
dessen das Wilhelms-Mausoleum
Abb. 22. Hubert Gerhard, Der Apostel Bartholomäus in krönender Crucisxus und in glei-
der Michaelskirche zu München cher Weise die besprochenen Re-
liefs Gerhards zeigen. Der meister-
haft durchgebildete Körper, der nicht so stark verkleinert ist wie bei
Michelangelo, verrät genaueste Kenntnis der Anatomie. Die Art der Auf-
stellung, die Größenverhältnisse, die Form des Postaments und anderes
deuten darauf hin, daß die Gruppe für diesen Platz geschaffen wurde.
Wenn auch die Ausführung in Holz nicht von Gerhards Hand herzurühren-
braucht, so dürfte doch angesichts der Ähnlichkeit jener gestochenen Gruppe
nicht daran zu zweifeln sein, daß der Entwurf auf ihn, den leitenden Bild-
hauer der Michaelskirche, zurückgehtfii"
i" Höhe etwa x50 Zentimeter, Breite am Sockel 95 Zentimeter; das Postarnent ist etwa 65 Zentimeter
hoch. Weißer Anstrich neuerer Zeit. In der kunsxhistorischen Literatur wird die Gruppe nirgends erwähnt.
"k" Lipowski, a. a. 0., und Nagler, „Kiinsderlexikonü V, Seite 11x, übersetzen
alten Überlieferung folgend, mit „Seschnitzw.
"ü" Ähnliche Auffassung zeigt das in diesen jahren in München gemalte Vesperbild des Hans von Aachen:
R. A. Peltzer im „Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses", XXX, Fig. 25
und Tafel 1 r.
„sculptam", vielleicht einer