Blick zu werfen, denn wir hörten schon, daß sein Aufenthalt in Innsbruck in
den Jahren 1602 bis 1613 stets nur von vorübergehender Dauer gewesen
sein rnuß und daß er erst 1620 starb. München besitzt einige hervorragende
Bronzen aus dieser Zeit, deren Zuweisung an Gerhard mangels fester
Lebensdaten bisher nicht mög-
lich war, die aber jetzt dem
Meister zugeteilt werden müs-
sen. Gleichzeitig sollen noch
einige andere Werke Gerhards
berührt werden, deren zeitliche
Entstehung sich nicht genau
fixieren läßt und die daher mög-
licherweise schon früher neben
den Arbeiten für die Michaels-
kirche entstanden sind.
Der altertümliche Relief-
stil der Tafeln der Michaels-
kirche und der Meermannschen
Auferweckung des Lazarus
begegnet auch auf dem schönen
Bronzeepitaph des r6o3 ver-
storbenen Erzgießers Martin
Frey in der Frauenkirche, das
in einer einfachen architek-
tonischen Umrahmung oben
Christus am Kreuz mit Maria,
Johannes und Magdalena und
unten zu Seiten der Inschrifts-
tafel die betende Familie vor-
führt (Abb. 29).," An dem Re-
liefbild ist derselbe Verzicht
auf Tiefenwirkung, das Fehlen
eines Mittelgrundes zu be-
obachten. In der unruhigen
Umrißzeichnung, den spitz-
winkligen Falten der Gewän-
der, dern Christustypus gibt
sich durchaus Gerhards bekannte Manier zu erkennen." Der Verstorbene
Abb. 34. Hubert Gerhard, Die Bavaria. nach einem Gipsabguß
im Stadrmuseum zu München
" Hoch 266, breit x35 Zentimeter. „Kunstdenkmale des Königreiches Bayern", Oberbayern, r, 2.Seile 983.
Auf Gerhard als Urheber hat meines Wissens nur Sighart, a, a. 0., Seite 698, hingewiesen. Die Inschrift lautet:
,.M artinus Frey Campidcnensi (von Kempten im Allgäu) serenissimorum Bavariae ducum fusori aulico non
vulgari Barbara uxor rnaesta una cum nlio Ferdinando haec f(ecit) c(ondiditque) anno MDCIII V. Octobris.
G. S. D. V."
i" Über einen dem Frey-Epitaph verwandten marmornen Grabstein in Burghausen siehe „Die Kunstdenk-
male des Königreiches Bayern", Oberbayern, 3. Teil, Seite 2431 und 2647. Vergleichsrnomente bietet auch die
Kreuzigung auf dem prächtigen silbernen Hausaltar des Maximilians-Museums in Augsburg.