schon beim Hagenbund zu Gaste war, manchmal bei Arnot oder anderwärts Sonder-
ausstellungen brachte; keiner ist ein Unbekannter, vielleicht ist auch kein starkes inneres
Band vorhanden, das die Gruppe zusammenschließt, außer dem Bestreben, daß jeder seinen
eigenen und besonderenWeg gehenwill, daß jeder einEigenes,Neues,Ungekanntes anstrebt.
Dann aber auch fühlt man hier wohltuend, daß die Absonderung im allgemeinen eine
natürliche und ungewollte Eigenbrödelei ist und nicht die Pose der unaufrichtigen Welt-
verächter zur Schau trägt. Es ist eine Gruppe von jungen Talenten, unter denen auch
starke, vielversprechende sind. Eine Gruppe, in der die konventionelle Konzession, die
freundlich lächelnde Miene zum verehrlichen Publikum verpönt ist.
Einer der stärksten, Egon Schiele, nimmt eine besonders schroffe und ablehnende
Haltung ein. Seine I-lerbheit grenzt an die Askese. Das hehige Spielen seiner Sinne grenzt
ans Perverse. Aber er kann so viel, ist ein so sicherer Meister seiner Hand, daß er auch
den innerlich Ablehnenden fesselt. Vor allem beherrscht er den Umriß, das zeichnerische
Ornament. Die Farbe ist ihm nur der letzte Akzent, den er sparsam und geistreich gebraucht.
Aber innerlich lebt und drängt das Erlebnis zum Ausdruck, ein starker und ernster Wille
schaüt in ihm.
Auch Moritz Melzer sucht das Ornament in Körpern und ihren Bewegungen; aber
ihm ist das Raumfüllen mehr als der seelische Ausdruck, so daß die Folge seiner Bilder
mit ihrem gedämpften, ruhigeren Kolorit an eine Reihe von Wandteppichen gemahnt. Der
rhythmische Fluß seiner Linien strebt einen Stilismus an, der modern und doch wieder so
alt ist wie die Geschichte der Kunst.
Als dritter und malerisch stärkster Künstler tritt Anton Faistauer mit einer größeren
Zahl von Bildern auf, die glücklicher ausgewählt sind, als die jüngst zur Schau gestellten.
Er ist ganz der Farbe ergeben, holt seine Werke aus seiner unmittelbaren Umgebung,
seinem Heim, seiner Familie. Nicht Symbole und Charaktere, nicht Gemütserregungen
will er spiegeln, sein Reich ist die Farbe, die tiefe, satte, abgestimmte und edle Palette. Er
huldigt ihr bis zur Verleugnung der plastischen Form. In dieser Bilderfolge weiß er aber
doch eine so glaubhatte und manchmal sogar auch überzeugende Richtigkeit des Körper-
lichen zu erreichen, daß er zu wesentlicher Vervollkommnung heranzureifen scheint.
Andere farbenfeine Künstler wie Georg Kars und Johannes Fischer erscheinen noch
weiter von jenem Ziele entfernt, das ein volles Ausreifen des Wollens und Könnens
bekundet. In Willi Nowak und Paris Gütersloh klingen fremde Einüüsse noch stark neben
eigenem Können mit, so reizvoll ihre Arbeit zu wirken vermag. Wir sehen im phantasie-
vollen Georg Merkel und in dem ornamentalen Franz von Zülow das Nachwirken ältester
Holzschnittkunst, in Ludwig H. Jungnickel das Verarbeiten japanischer Naturbeobachtung,
und überall jenes kräftige Wirken über die Anregung hinaus zu neuen Zielen, welches nur
den Zusammenhang festhält mit dem Ausgangspunkt des Strebens.
Aus solchen Eindrücken erkennen wir die Tatsache, daß auch in den jüngsten
Bestrebungen, die sich oft so eigenwillig gebärden, die Fäden nicht abgerissen sind, die
uns mit der alten Kunst verbinden, und daß anderseits ein geistiger Zusammenhang rnit
jenen Anschauungen und Strebungen gepiiegt wird, die außerhalb unserer Heimat in den
Arbeitszentren der Kunst herrschen.
Eben weil das Moment der Gefälligkeit und Käuflichkeit so ganz unberücksichtigt
bleibt und stärkere innere Strebungen vorwärtsdrängen, kann man das Wirken der jungen
Generation nur warm begrüßen. Hoffentlich neigt sich bald eine günstigere Sonne dem
künstlerischen Wirken, das nicht um die Gunst des Tages buhlt und um so mehr der
Wärme und Konzentriertheit bedarf, die heute kaum gefunden werden kann.
ÜNSTLERHAUS. KRIEGSBILDERAUSSTELLUNG. Eine neue Aus-
wahl aus dem reichen Vorrat der Bildersammelstelle des Kriegspressequartiers
füllt die Ausstellungsräume des Künstlerhauses. Seit der ersten derartigen Veranstaltung