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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 3 und 4)

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(Herbst 1915) sind schon zweiunddreißigmal solche Darbietungen in den österreichischen, 
ungarischen, deutschen Ländern sowie im neutralen Ausland veranstaltet worden. Sie 
haben den Ruf unserer Künstlerschaft in den schweren Zeiten des Krieges verbreiten und 
vergrößern helfen, sie haben den notleidenden Künstlern Förderung und Hilfe zugeführt. 
Dabei ist aber glücklicherweise auch die Qualität des Gebotenen immer besser 
geworden. Immer neue Kräfte sind hinzugetreten und haben sich eingelebt in eine ihnen 
fremde Erscheinungs- und Ereigniswelt und viele sind mitgerissen worden von der Größe 
des Erlebten und Geschauten. 
Diejenigen, die ihr mit manueller Geschicklichkeit und geschmeidiger Anpassungs- 
fähigkeit geübtes künstlerisches Handwerk aus dem Salon in das Stabsquartier, aus der 
Sommerfrische in das Etappengebiet gleichmütig übertrugen, sind glücklicherweise recht 
weit zur Seite geschoben. In der überwiegenden Mehrzahl ist wirkliches Bewegtsein und 
aufrichtiges Streben nach Ausdruck für das Erlebnis vorherrschend. Keine Zugehörigkeit 
zu Gruppen und Vereinigungen hemmt das Nebeneinander geistig Zusammengehöriger. 
Auch der Anschluß ungarischer Künstler bildet einen wertvollen Zuwachs. So durch- 
schreitet man voll Interesse die Säle, die an ihren Wänden Schilderungen so aufregender 
und ernster Dinge bergen. 
Noch ist das Gegenständliche regierend. Stimmungen sind weitaus seltener maß- 
gebend als Eindrücke. Die Raschheit der Niederschrift ist erkennbar und oft von Vorteil. 
Die Größe der Naturschauspiele überwiegt manchmal die gewaltige Arbeit der Menschen 
in ihnen. Aber auch dazu zeigen sich jetzt schon glückliche Versuche, das Mächtige, 
Erschütternde des Krieges in Einzelschicksalen, Ausschnitten von konzentrierter Kraft zu 
sammeln und zu verdichten. 
Wohl überwiegt der Eindruck, daß der Aufzeichnung und Schilderung ohne Rück- 
sicht auf Gestalten und Ausprägen vorwiegend alle Kraft dient. Aber auch hierin ist echte 
Künstlerschaft anders und höher zu stellen als jene früher so oft bevorzugte konventionelle 
Gefälligkeit, die nur dem, was gefällt, nachstrebt. 
Es zeigt sich nun, wo alle Strömungen und Leistungen durcheinandergewürfelt, 
mehr vom Zufall als von den Schranken beliebter Ausstellungsräume und Verbände 
geführt sind, daß mancher sonst als extravagant oder ketzerisch verpönte Künstler in 
Kreisen Eingang und Beifall fand, die ihm sonst aus Rücksichten konventioneller Kunst- 
begriffe gänzlich verschlossen waren. 
So reift ein Verdienst ganz ungewollter Art aus solchen Schaustellungen heran, das 
der späteren heimischen Kunstentwicklung vielfältigen Nutzenlzu bringen vermag. Man 
kann vermuten, daß die Anzahl künstlerisch wertvoller, innerlich bewegter Arbeiten einen 
noch größeren Prozentsatz ausmacht, als die hier gebotene Auswahl zeigt, weil so mancher 
starken Persönlichkeit der jüngeren Generation hier kein Raum gegeben wurde, die bei 
anderen Gelegenheiten in demselben Zusammenhang schon hervortrat, wie dies bei der 
Kriegsausstellung im Prater der Fall war. 
So hat die Gewalt des Krieges auch alle künstlerischen Kräfte mobil gemacht und 
sicherlich auch vielfach gewandelt. Und die stärksten, lebendigsten Wandlungen sind dort 
fühlbar, wo die aufnahrns- und eindrucksfähigsten jungen Talente in den Bannkreis der 
Kriegsgewalt gezogen wurden. 
Die Zukunft wird lehren, ob ein Auswirken dieser Eindrücke und Erlebnisse in 
höherem Sinne, als mit den Forderungen der Gegenwart erreicht werden konnte, möglich 
sein wird. 
KRIEGEREHRUNGEN. Die Landes-Beratungsstelle für Kriegerehrungen in 
Niederösterreich hat im Gebäude des Gewerbeförderungsamtes, wo die Leitung der 
Heirnatschutzbewegung ihren Sitz hat, eine kleine, aber sorgfältig gewählte Schaustellung 
veranstaltet. In Lichtbildern, Zeichnungen und Modellen werden die verschiedenen nun 
so häufig zu erörternden Möglichkeiten dargestellt, wie dem Andenken im Kriege Gefallener
	        
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