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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 3 und 4)

nach allen Seiten ausgebaut und bearbeitet, auch die Anordnung des Stoffes in den 
verschiedenen Kapiteln ist klar und übersichtlich. 
Der erste Abschnitt behandelt den „Trieb zum Kunstsammeln", also alle die 
Momente und Funktionen, die zusammenwirkend einen Menschen veranlassen, Kunstwerke 
zu sammeln. Naturgemäß Schließt sich dem eine historische Darstellung an, welche die 
Entwicklung des Sammelns von der Antike bis zur Neuzeit enthält. Am ausführlichsten be- 
spricht Donath das moderne Berliner Sammelwesen, welches ihm am bekanntesten und ge- 
läufigsten ist. Dann schließen die Betrachtungen je ein Kapitel über die „Preissteigerungen", 
über die „Aufstellung der Privatsammlungen" und endlich ein etwas mageres über die 
Fälschungen, die allerdings bei der ungeheuren Ausdehnung und Kompliziertheit der 
Materie eine besondere Behandlung erfordern; doch steht dem Sammler hierüber ander- 
weitig genug Literatur zur Verfügung. Die Aufzählung der einzelnen privaten Sammlungen 
in den verschiedenen Ländern und Städten ist teilweise lückenhaft und zuweilen sogar 
ungerecht; allerdings sind solche Aufzählungen immer mißlich; das liegt im Wesen der 
Sache. Der Satz: „Aus Spanien hört man nur wenig von der Schaffung neuer Privat- 
sarnmlungen" ist sicher unrichtig und irreführend, denn die Madrider Sammlungen des Don 
de Osma, des Pablo Bosch, des Don Francesco de Laigelesia (besitzt die größte Kollektion 
der seltenen Buen Retiro-Porzellane, über die er einen illustrierten ausführlichen Katalog 
herausgeben ließ) und des Herrn Traumann reihen sich beispielsweise den größten 
europäischen Sammlungen würdig an. Auch über den Budapester Privatbesitz ist der Ver- 
fasser nur unzureichend unterrichtet; dort fehlen zum Beispiel: die Porzellansammlungen 
des Dr. J. Bischitz, des Bankdirektors von Dobay und des Baron Karl Hatvany, ferner die 
Kollektionen des Hofrates H. von Kileny (im November 1917 versteigert), des Baron 
Dirstay, der Baronin Grödel und andere mehr. Endlich ist noch ein Irrtum auf Seite 79 des 
Donathschen Buches richtigzustellen. Der daselbst genannte „Fürst Ludwig Liechten- 
stein", welcher die graphische Sammlung des Herrn von Gundel 1783 ankaufte, hat nie 
existiert. Gemeint ist der damals regierende Fürst Alois I. von und zu Liechtenstein, der 
allgemein in der Familie und in der Gesellschaft „Fürst Louis" genannt wurde; unter dieser 
Bezeichnung erscheint er auch auf den gleichzeitigen Porträtstichen. Bei der leichten 
Beweglichkeit des Verfassers und der geschickten Art des Buches ist eine neue Auflage bald 
zu erwarten. Sie wird urn ein interessantes, aber schwierig zu komponierendes Kapitel zu 
bereichern sein, welches die, sagen wir, Apsychologie des Kunstsammelns durch den 
neuesten, so schwindelnd rasch und hoch in die Höhe geschossenen Reichtum zu 
behandeln haben wird. Dr. E. W. Braun 
AKOB BURCKI-IARDT ALS KUNSTSCHRIFTSTELLER." So wie der 
Historiker Burckhardt nimmt auch der Kunstschriftsteller überall seinen Ausgangspunkt 
von der lebendigen Anschauung. Er hat diesen schon als junger Mensch in einem Brief 
an seinen Freund Beyschlag (14. Juni 1842) selbst als solchen bezeichnet: „Überhaupt 
werdet ihr längst den einseitigen Hang meiner Natur zur Anschauung erkannt haben," 
schreibt er da, „ich habe mein Lebenlang . . . noch keinen einzigen Gedanken gehabt, der 
sich nicht an ein Äußeres angeschlossen hätte. Wo ich nicht von der Anschauung aus- 
gehen kann, leiste ich nichts . . . Was ich historisch aufbaue, ist nicht Resultat der Kritik 
und Spekulation, sondern der Phantasie, welche die Lücken der Anschauung ausfüllen 
will." In der Geschichte wird ihm die Anschauung durch die zeitgenössischen Schrift- 
steller - Chronisten, Annalisten, Dichter -- vermittelt, in der Kunst durch die Denkmäler; 
eine Arbeit zum Beispiel, wie sie Gronau über den von Burckhardt so hochgeschätzten 
Antonello da Messina geliefert hat, in der der Nachweis erbracht wird, daß die Angaben 
bei Vasari über diesen widerspruchsvoll und unhaltbar sind und über die Tätigkeit dieses 
Malers nur ganz wenige und dürftige gesicherte Daten vorhanden sind, lag ganz außerhalb 
des Rahmens, in der sich die Burckhardtsche Kunstschriftstellerei bewegte; um die 
' Zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages (18. Mai 1918). 
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