Abseits in einem Nebenraum hängen Ohmanns Bemühungen, den Votivkirchenplatz
zu retten. Ein unermüdlicher und phantasievoller Gestalter versucht hier einem von allem
Anbeginn an unglücklich disponierten Stadtbild Geschlossenheit zu geben und einem
großen Denkmal günstigen Raum zu schaffen.
Man freut sich wenigstens hier, das Drängen und Treiben einer Kraft zu fühlen, die
über dem Alltag steht und große Ziele stets vor Augen hat.
UNST IM DIENSTE DER VVOHLTÄTIGKEIT. Eine Reihe von Ver-
anstaltungen hat die Hilfsbereitschaft der österreichischen Künstler im Dienste der
Wohltätigkeit gezeigt. Es war eine gegenseitige Förderung humanitärer Ziele und künst-
lerischer Absichten, welche einen guten Zusamrnenklang gab. Diese Anlässe mehrten sich,
je intensiver die Aufmerksamkeit wurde, welche der bildenden Kunst unserer Tage von
neuem geschenkt werden sollte und je zahlreicher die Aufgaben und Ziele humanitärer Art
heranwuchsen, welche die Not der Zeit erstehen ließ. Wenn es sich dabei auch nicht um _
Ereignisse des Kunstlebens handelte, die für die Entwicklung neuer künstlerischer Kräfte
und Probleme Bedeutung besaßen, so waren doch immerhin die so nötigen Kontakte und
Berührungsiiächen vermehrt worden, die Vorhandenes in das Licht der Öffentlichkeit
rückten. "
In den Kunsttagen im Auersperg-Palais waren eine Reihe von Damen aus den
Kreisen der Mäzene und Gruppen von bildhauerisch und kunstgewerblich Tätigen am
Werk, ein Spezialgebiet, die Schaffung von Figurinen und Puppen, auszubauen.
Eine leicht verständliche und anmutige Kleinwelt von mondänem Reiz kam dem
Verständnis weiter Kreise und der Kauflust entgegen und bot geschickten Händen will-
kommenen Anlaß, ihre amüsanten Einfälle geschmackvoll vorzubringen und damit zugleich
eine große Hilfsaktion fördern zu helfen.
In anderem Sinne war eine Kunstförderung versucht worden, indem der Festsaal der
Universität einer Reihe von türkischen Malern geöffnet wurde, die im Interesse des Roten
Halbmondes und Roten Kreuzes ihre Werke zur Schau stellten.
Hier konnte die völlig nach Mitteleuropa gerichtete Sinnesart unserer östlichen
Nachbarn und Freunde auf einem Kunstgebiet festgestellt werden, das allerdings in der
historischen Vergangenheit des nahen Ostens keine Wurzeln besitzt, der die unmittelbare
Wiedergabe der natürlichen Erscheinungswelt nicht kennt. ,
So blieb die Lokalität und Herkunft mehr durch die Gegenstände der malerischen
Darstellung als durch einen Zusammenhang mit nationaler Eigenart betont.
Am Deutschmeisterplatz bot der Österreichische Kunstverein eine Schaustellung von
Bildern, Studien, graphischen und bildhauerischen Arbeiten aus allen Lagern unserer
Künstlergruppen, um das Reinerträgnis dem Witwen- und Waisenfonds des Schützen-
regiments Nr. 24 zuzuwenden. In solchen Revuen, die aus den Ateliers angesehener
Künstler und erfolgbedürftiger Jünger zusammeniließen, erscheint manches feine Studien-
blatt, das sonst in Mappen zurückblieb, und manche tüchtige Erstlingsarbeit, die den Kreis
älterer, reiferer Werke nicht zu scheuen braucht. Im allgemeinen ist zu sagen, daß das
dilettantische Mittelmaß, das sonst solche Revuen belastete, immer mehr zurücktritt vor
der größeren Zahl ernsterer Arbeiten, seit man gelernt hat, nicht immer nur das fertige,
durchgepinselte, bis zur Ermüdung detaillierte Bild, sondern mit Recht auch die frische
Studie, die unmittelbare Impression zu schätzen, die ein besseres Verständnis voraussetzt,
aber auch reichlich belohnt.
EVVEGÜNG. Eine kleine Gruppe junger künstlerischer Kräfte, die sich unter dem
Losungswort „Bewegung" zusammenfand, bringt bei Albert Kende eine Ausstellung
ihrer Arbeiten. Ein gut geschriebenes Vorwort zu dem illustrierten Katalog gibt dem
Schriftsteller E. A. Rheinhardt Gelegenheit, die Ziele dieser „Bewegung" genau zu um-
schreiben. Sie fühlt sich zugleich als Nachkommenschaft und als Verkünderin der Zukunft.