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Silberarbeiten von grober Ausführung gewesen sein, weil er, wie die Gold-
schmiede behaupteten, als Tombak- und Kompositionsarbeiter mit dem
Silber nicht umgehen konnte. Die Goldschmiede wiesen in einer Eingabe
darauf hin, daß in Graz ohnehin sechs Gold- und sieben Silberarbeiter und
ringsherum in den Städten und Märkten des Landes noch 14 Goldschmiede
säßen, die kaum den nötigen Lebensunterhalt hatten, außerdem die wenigsten
sich einen Gesellen halten konnten, die Hauptarbeiten nach Wien geschickt
würden und die Kirchenarbeiten ganz unterblieben; ferner daß die Jahr-
märkte und das ganze Land mit fremden, meist geringhaltigen und
schlechten Gold- und Silberarbeiten überiiutet würden und auch die Kauf-
leute Ga1anterie- und Silberwaren verkauften. Das half ihnen aber alles nichts.
Lauer appellierte in beweglichen Worten an die Kaiserin, verstand es, die
Goldschmiede in ein ungünstiges Licht zu stellen, und erlangte nach lang-
jährigem hartnäckigem Streit die kaiserliche Entscheidung vom 1 I. April 1778,
nach welcher ihm erlaubt wurde, als Kompositionsgalanteriearbeiter einen
Gesellen zu halten und
seine Konzession an sein
einziges Kind, eine Toch-
ter, weitergeben zu dür-
fen. „DaeinKompositions-
galanteriearbeiter aber
mehr in die Kategorie
der Goldschmiede als in
__ die der Schwertfeger ge-
hörtunddieGoldschmied-
punzen keine Präcipun-
zen der Goldschmiede-
zunft, sondern lediglich
als Fürsicht anzusehen
sind, das Publikum gegen
Bevorteilung sicherzu-
stellen," wurde ihm für
seine Silberwaren die
Goldschmiedpunze zuge-
standen. Das verlangte
Goldschmiedjus wurde
ihm abgeschlagen und es
wurde ihm aufgetragen,
sich der ihm nicht zu-
stehenden Silberarbeiten
und der Haltung eines
Goldschmiedgesellen bei
Verlust der erteilten Kon-
Abb. 15. Anton Römmer, obererDeckel des Missales bei den Karmelitern _
in Graz zesslon zu enthalten. Da-