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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 5, 6 und 7)

mann" die Gewerbesteuer und im Jahre 1796 der Witwe 2B. Almosen 
bezahlt hat. 
Die merkwürdigste von allen Innungsstreitigkeiten ist aber die mit dem 
Silberarbeiter Kajetan Schwarz gewesen. Dieser war der Sohn des Johann 
Georg Schwarz, eines armen „Silbertraxlers" in Graz, hatte am 12. Oktober 
1755 die Witwe des tüchtigen Silberarbeiters Matthias Bernhaupt geheiratet 
und wurde am 13. März 17 57 in die Innung aufgenommen. Der junge, unter- 
nehmende Meister nahm sich nun einen tüchtigen Goldarbeiter namens 
Thomas Schuechmeister als Gesellen auf, was die Goldarbeiter der lnnung 
ihm nicht erlauben wollten, da er ein Silberarbeiter war. Darüber kam es zu 
einem leidenschaftlichen, jahrelangen Streit. Infolge Anrufens des Bürger- 
meisters wurde dem Schwarz der Goldarbeitergeselle abgeschafft, wogegen 
dieser am 5. Jänner 1761 eine eigenhändig geschriebene, umständliche 
Berufung an die Repräsentationskammer richtete. Die Goldarbeiter sagen 
in ihrer Verteidigung: „Es ist zu wissen nötig, daß eine uralt hergebrachte 
Beobachtung und Gewohnheit ist, daß kein Goldarbeiter einen Silberarbeiter- 
gesellen, hingegen aber auch kein Silberarbeiter einen Goldarbeitergesellen 
halten dürfe, welche Observanz man von unerdenklichen Jahren ruhig 
beobachtet und bisher ungekränkt beibehalten habe. Der Kläger ist nun ein 
Silberarbeiter, der quästionierte Geselle hingegen ein Goldarbeiter, deshalb 
kann letzterer nicht bei einem Silberarbeiter arbeiten." „Weil nun Schwarz 
diesen Schluß nicht anerkennen wollte, haben sich die Goldarbeiter Rudolf 
Hirsch (der Vorsteher), Verzi und Wasserburger, nach dem Schwarz diesen 
guten Goldarbeiter Gesellen schon 2 Jahre behabet, bei dem Bürgermeister 
beschwert und dieser habe beide Teile gehört und den Gesellen abgeschafft." 
„Es sind auch alle Goldarbeiter, deren 6 wären, und alle andern Silber- 
arbeiter einig, daß Schwarz diesen Gesellen nicht behalten dürfe, damit 
keine Frettereien und Uneinigkeiten entstehen, sondern jeder bei seiner alten 
Observanz bleiben möge. Es ist auch weltkundig, daß die Goldarbeit bei 
dermaligen Zeiten nahmhaft abnimmt; wann aber diese Verwechslung der 
Gesellen gestattet würde, so möchte die Pfuscherei (l) einreisen, daher sind 
alle einig, daß der Goldarbeitergeselle Thomas Schuechmeister abgeschafft 
werden soll. Graz, 16. Jänner 1761." 
Das Gubernium gab dem Bürgermeister und der Innung recht und 
Schwarz bekam den Auftrag, den wieder bei ihm arbeitenden Goldarbeiter- 
gesellen zu entlassen, welchem Befehle er aber zu entsprechen sich weigerte. 
Der Bürgermeister bedrohte ihn hierauf mit einem Personalarrest und da 
Schwarz nicht nachgab, ließ er ihn in Arrest setzen und seinen Goldarbeiter- 
gesellen mit Gewalt entfernen. Kajetan Schwarz wendete sich nun in seiner 
Not mit einer Berufung an die Kaiserin, wies auf seine fünf unmündigen 
Stiefkinder hin, berief sich darauf, daß in Wien jeder Goldschmied in Gold, 
Silber und Galanteriewaren arbeiten durfte, führte den Weidmann in Graz 
als lebenden Zeugen an, der sowohl in Gold, Silber, als auch in Galanterie- 
waren arbeitete und zum Schlüsse bezeugte ihm der bürgerliche Gold-
	        
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