Nach diesen die Geduld auf eine harte Probe stellenden, langwierigen
Formalitäten wird Fielner am 7. Dezember 1777 in die Innung aufgenommen
und ist wahrscheinlich von 1807 bis 18m Obervorstehuer der Innung
gewesen. Er war der Sohn des Grazer Gärtners Jakob Fielner und hatte
sein Geschäft am Murvorstadtplatz Nr. 535. Wir finden ihn noch am
28. Juli 1818 im Alter von 63 Jahren
als Heiratskandidaten in den Trau-
matriken der Mariahilferkirche und
dann nirgends mehr erwähnt. Im
selben Jahre ist sein Jus an Leopold
Hauber weiterverkauft worden.
Ähnlich umständlich, mit Viel-
schreiberei verbunden, sind die For-
malitäten bei der Inkorporation des
Silberarbeiters Anton Streb gewesen.
Er hatte im Münzhause im Beisein
des Münzwardeins Kollmann „einen
Kelch und ein bossiertes Geschirr"
zu zeichnen. Der Münzwardein be-
stätigte, daß Streb „selbst und ohne
eines andern Beihilfe beide Ar-
beiten gemacht, die über Verneh-
mung eines in dieser Kunst wohl
erfahmen und geschulten Meisters
sehr gut ausgefallen wären". (Beide
mit roter Kreide ausgeführten Zeich-
nungen liegen derzeit noch beim dies-
bezüglichen Akte im Grazer Statt-
haltereiarchive vom 14. Juli 1778,
Nr. 1 26.) Aber auch die Goldschmiede-
rneister haben in einer Sitzung die
Zeichnungen beschaut und gefunden,
daß der Kelch schlecht, dagegen die
Vase sehr gut gezeichnet war und
daß beide nicht von einer Hand an- _ _ V _
geferügt Seinlkonnten; das Mittel war Abb. 21. Matthias Pößlxlilearnigeallch H1 der Pfarrkxrcbe in
aber bereit, „wenn es das Gubemium
wünscht", dem Bewerber „den gezeichneten Kelch aus Probsilber als
Meisterstück" aufzugeben. Ferner sagten die Goldschmiede, daß das in
Wachs bossierte Geschirr mehr einer Hafner- als einer Silberarbeit gleich-
sehe und daß Streb sich angemaßt habe, ohne noch Meister zu sein,
zwei Leuchter und zwei Salzfässer aus Silber mit daraufgeprägtem Namen
zum Probzeichnen zu schicken, was wider die Freiheiten und die Bruder-
schaftsordnung sei. Auch am vorgewiesenen Meisterstücke fanden sie Ver-