Abb. l. Leopold
Vogmer, Markt-
richterscbwert
von Leibnitz aus
dem Jahre x 7 2 o
(Kunstgewerbe -
museum am „Jo-
anneum' ' in Graz)
„darunter die Statuen der Heiligen Benedikt und Blasius,
zwei Ampeln, ein Rauchfaß samt Schiffel, einen Weihbrunn-
kessel, zwei Opferkannen und ein Kruzifix."
Diese später noch ein paarmal sich
wiederholenden Aktionen, die durch die Un-
zulänglichkeit der damaligen Besteuerungs-
maßregeln hervorgerufen worden sind und
die die finanziellen Kriegsrüstungen ergän-
zen mußten, haben natürlich fast alle kirchlichen
Gold- und Silbergeräte der romanischen, gotischen
und Renaissanceperiode vernichtetfso daß wir
heute kein einziges aus diesen Zeiten stammen-
des Stück kennen, das nachweisbar steirischer
Abkunft ist. Wir können uns daher nur aus zeit-
genössischen Beschreibungen ein Urteil über die
qualitativen Leistungen des damaligen steirischen
Goldschmiedehandwerks bilden. Anderseits war
nach einer solchen massenhaften Vernichtung
von Gold- und Silbergegenständen das Bedürfnis
nach neuen Geräten erheblich größer, wovon die
lebenden Goldschmiede wieder ihren Nutzen zogen.
Für das XVIII. Jahrhundert versiegen diek
Jahrbücher der kunsthistorischen Sammlungen
des Allerhöchsten Kaiserhauses und die land-
schaftlichen Ausgabenbücher als Nachrichten-
quellen für das steirische Goldschmiedehandwerk
und auch die I-Iofkammerakten des Statthalterei-
archives in Graz berichten nichts mehr von
Trinkgeschirren und Ehrenketten; sie liefern uns
aber zahlreiche, mitunter umfangreiche, interes-
sante und belehrende Einblicke in Streitigkeiten
und gewerbliche Angelegenheiten der Grazer
Goldschmiedeinnung, die fortgesetzt einen harten
Kampf um ihre Existenz kämpfen mußte. Aus
diesen Schriften, den Pfarrrnatriken, den mit dem
Jahre 1692 beginnenden Innungsbüchern und be-
sonders mit Hilfe der seit der Mitte des XVIII. Jahr-
hunderts fast immer mit den Beschau- und
Meisterzeichen versehenen Silbergegenstände läßt
sich ein sehr guter Überblick über den Stand
des damaligen steirischen Goldschmiedegewerbes
gewinnen.
Am Ende des XVII. Jahrhunderts finden wir
die bürgerlichen I-Iandwerkszünfte in Graz in
Abb. 2. Leopold
Vogtner, Markt-
ricbterschwert
von Leibnitz aus
dem Jahre 1720
(Kunstgewerbe -
museum am „jo-
anneum"in Graz)