Meisterschenke hing ein Pracht-
stück, das Leonhard Gerstner, der
Schwiegersohn von Melchior
Schuster, verfertigt hatte. Die
Akten melden: „1706 haben wir
geschworen Meister den hencke-
ten leichter in der feisten Küchen
(das ist der Name der Herberge,
in der die Rotschmiedmeister
damals ihre Zusammenkünfte
hielten)": aufgehenkt bleibt immer
und ewig der ganzen Ehrbaren
MeisterschafftdesRotgieserhand-
wercks", eine Bestimmung, die
leider nicht länger als 100 Jahre
in Geltung blieb. 1806 wurde das
Vischer-Gitter des Rathauses als Bruchmessing verschleudert und drei Jahre
damach ereilte auch die I-Ierbergskrone das gleiche Schicksal. Man verkaufte
sie damals samt der großen Kandel, um von dem Erlös einen Teil der
Unkosten für das neue Leichtuch zu bestreiten, wie auch die Gesellen: die
damals schon lange eine besondere Kneipe hatten, 180g ihre großen und
kleinen Kandeln veräußerten, „um ihre Schulden zu bezahlen".
Der Gedanke liegt nahe, in der Radierung eine Reproduktion des
Herbergsleuchters zu sehen, doch widerspricht dieser Vermutung die auf dem
Exemplar der Sammlung Wallraff vermerkte auffallende Gewichtsangabe
von 780 Pfund, die nicht mit dem in den Akten eingetragenen Gewicht
(9x Pfund) übereinstimmt. .
Die Kugel hat durchaus den Charakter von Nürnberger Durchbruch-
arbeiten des XVI. und XVII. Jahrhunderts, zum Beispiel der ewigen Lampe
amTuchergestühl der Sebalduskirche. Obelisken wie in der Radierung sind an
einem 1650 gestifteten Kronleuchter im Dome St. Peter zu Bautzen vor-
handen. Das Motiv kehrt auch sonst wieder, '" so an einem Lüster in Schnee-
berg,""'"" hier auf kurzen Schenkeln, zwischen den lichtertragenden Armen.
Diese selbst tragen noch weitere, am Ende nadelartige Spitzen mit ei-
förmigem Mittelstück. Von anderer Art wieder - umgekehrt birnförmige
Schwellung und schlank flaschenförmige obere Endigung - sind die Spitzen
an einem Kronleuchter der Kirche zu Zwönitz im Erzgebirge, der r7o4 datiert
istrl- Die häufig, auch bei den eben genannten Exemplaren vorkommenden
Abb. 65. Bügeleisen von Herold, XVIIL Jahrhundert
' x68: zogen sie, wie uns das bereits erwähnte Gedenkblatt des Sprucbsprechera Leonhard Wolf zeigt,
vorn „Weißen Lamm" auf der hinteren Füll zum „Pfauen" in der Neuen Gasse.
v" Auch an dem sicher Nümbergischen Kronleuchter in Eisleben (siehe oben) und in der Pfnrrkirche
in Forchbeirn (zwischen Nürnberg und Bamberg), wo noch mehrere andere wichtige Kronleuchter hingen. Den
Hinweis auf Forcbheim verdanke ich Herrn Baurat Wallraß in Nürnberg.
"t Abgebildet in „Kunst und Gewerbe", x885, Beilage 1B.
1' Abgebildet ebenda, r87g, Beilage 20.