schon längst nicht mehr modern. In der gleichen Erbschaftsmasse,
in der jenes erscheint, ist (und zwar vorher, weil höher geschätzt)
ein anderes aufgeführt, das mit zwölf Messingarmen ausgestattet
war. Schon Hans Imhof, der Stifter des Sakrarnentshauses
(gestorben 1499) besaß „ain kurn mit messin leuchtern". Ein
anderer Nürnberger Patrizier, Michel Beheim, ließ sich im Jahre
1494 von dem Rotschmied Amman, wohl demselben, dessen
bedeutende Werkstatt wir kennen, sieben Leuchter an ein
„gehurn" machen." Der Hirschkopf mit vier schlanken S-Förmigen
Messingarmen, der im Flötner-Saal des Tucher-Landhauses in der
Hirschelgasse hängt, dürfte, nach dem Wappenschild zu urteilen,
erst um xöoo entstanden sein, wie die gleichartigen Stierköpfe
in Herford und Berlin." Damals befand sich auch in der Paum-
Abb. 71. gärtnerschen Familien": ein „schön großes Hirschgeweihe, mit
(sfgäjäng dem Paumgärtner quardirten Wappen prauniert und vergult mit
wanmg) sechs messenen Armen und einem geschnittenen Hirschenkopf".
I5 5 5 bestellte sich Paulus Behaim „4 messene leuchter" für das
ihm von seiner Schwester geschenkte väterliche Erbstück eines „henkeden
leuchters, darauf ein schlos auf ein vels stet". Es war dieses Gehörn nicht das
einzige in seiner Art. Ein zweiter „hangeter leichter, darauf ein geschnitzt
schloß", mit sechs Messingarmen, hing im Jahre 1570 im Scheurlschen
Hauserf Vielleicht ist das Fragment des bayrischen NationalrnuseumsT-l- _
daran die Wappen von Nürnberg - mit einem der beiden identisch; es ist
noch gotisch und das war wohl auch bei dem Behaimschen Exemplar der
Fall. Behaim wendete etwas auf für „malen, ausstreichen und verneuen" des
alten Leuchters, der ihm aber auch dann nicht recht gefiel, weshalb er
bereits ein Jahr später ein Gehörn mit dem Renaissancemotiv einer Lucretia
anschaffte, wie ein solches im Rathaus zu Sterzing erhalten und in dieser
Zeitschrift im Jahre 1915 von Ph. M. I-Ialm veröffentlicht worden ist.
Der Typus des Meerweibchenlüsters, den Dürer 1513 für Willibald
Pirkheymer geschaffen hatte Hi _man hat auf die Parallele der Kerzenträge-
rinnen des Sebaldus-Grabes hingewiesen - kehrt mit Messingfassung" in
einem Nürnberger Patrizierhaushalt vom Anfang des XVII. Jahrhunderts
wieder: „r messener Henngleuchter von Dam Hirschengeweyhe, mit 4 mes-
"' Vgl. den Eintrag in sein Haushaltungsbuch: „Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Stadt
Nürnberg", VI, Seite 73.
"u Das ergänzte Berliner Exemplar ist abgebildet im XXX. Vorbilderheft des Berliner Kunstgewerbe-
museums (Tafel 13), dort als Kronleuchter einer Schlächterinnung (?) bezeichnet.
4"" Inventar des Nikolaus Hieronymus Paumgiirtner im Imhofschen Familienarchiv.
1' Inventar der Sabina Christoph Scheurlin im Germanischen Museum.
H- Abbildung bei Alwin Schultz, „Deutsches Leben im XIV. und XV. Jahrhundert", Fig. x rg.
Hi" Vgl. Bergau in „Kunst und Gewerbe", 1872, und danach Brüning im „Kunstgewerbeblarw, N. F. IX
(xBg8), Seite x13, wozu nur noch nachzutragen ist, daß sich in Pirkheymers Nnchlaß tatsächlich „drey schene
eingefaste gehurn mit Pirkheymer Wappen (und ab der yedem ain rasen)" vorfanden, außerdem „a5 hirschen
gehum so im hoH am gang herumgehangen". (Inventar von 1531 im von lmhoischen Familienarchiv.) Ein
(unveröffentlichter) Entwurf aus der Dürer-Zeit befindet sich noch im Stadtarchiv in Nürnberg.
" Bergau, a. a. Q., erwähnt einen solchen Sirenenleuchter mit Messingarmen im Schloss: Rosenberg in
Böhmen (Photogramm von A. Groll in Wien).