KÜNSTGEWERBESCHÜLE. Seine k. und k. Apostolische Majestät haben
mit Allerhöchster Entschließung vom 16. August d. J. dem Direktor Hofrat Alfred
Roller und dem Professor Josef Breitner das Kriegskreuz für Zivilverdienste zweiter Klasse
allergnädigt zu verleihen geruht.
KOLOMAN MOSER Am I8. Oktober d.J. ist der Professor an der Wiener Kunst-
gewerbeschule Koloman Moser gestorben und in ihm ist ein ganz besonders charak-
teristischer Vertreter neueren österreichischen Kunstgewerbes dahingegangen. Er war
x868 in Wien geboren, hatte daselbst an der Kunstgewerbeschule unter Matsch, dann
an der Akademie der bildenden Künste unter Trenkwald studiert und sein Lebenswerk als
Zeichner und Illustrator begonnen. Das erste Werk, mit dem er an die Öffentlichkeit trat,
waren die Illustrationen zum „I-Iausschatz deuscher Dichtung", ein Auftrag des I-Ioftitel-
taxfonds. Er gehörte zu den Begründern der Sezession und den I-Iauptkräften der Zeit-
schrift „Ver sacrum". Als Professor und Leiter einer Fachklasse für Malerei wurde er im
Jahre rgoo an die Kunstgewerbeschule berufen. Es gibt wohl kein Gebiet des_ künst-
lerischen Gewerbes, auf dem Moser nicht als Entwerfer und Anreger tätig gewesen wäre.
Seine volkstümlichste Leistung sind die bosnisch-hercegovinischen und österreichischen
Briefmarken; seine monumentalste die Glasfenster für Otto Wagners Kirche am Steinhof.
Die Ausführung des großen, den Kranz der Glasfenster in gesteigerter Art beschließenden
Altarbildes hatte Moser in einem eigenartigen Plattenmosaik geplant. Sie ist unter nichtigen
Vorwänden hintertrieben worden. Die letzten Lebensjahre hat Moser ausschließlich der
Malerei gewidmet, besonders der praktischen Untersuchung gewisser farbenphysiologischer
Phänomene.
Zeitlebens blieb er ein Kämpfer. Ein unbesiegbarer Drang nach vorwärts trieb ihn
_immer in die erste Reihe seiner Mitstreiter und seine große Begabung berechtigte ihn
zu einer führenden Rolle. Er konnte aber ein ebenso guter Gefolgsmann sein, wenn andere
Schatfende das Feldzeichen trugen. Auch auf jenen Kunstgebieten, auf denen er nicht selbst
tätig war, besonders dem der Musik und der dramatischen Dichtung. Wo immer er den
I-Iauch des Göttlichen spürte, da fühlte er sich zu leidenschaftlicher Nachfolge und Partei-
nahme hingerissen. Er war im Leben jedem Kompromiß abgeneigt. In seiner Arbeit gab
sich diese Gesinnung als höchste Sachlichkeit kund. Seine ungewöhnliche Klugheit, seine,
oft fast unheimliche Hellsichtigkeit machten seinem edlen Talent die Lösung schwierigster
Formprobleme zum frohen Spiel. Er verfügte über treffenden, scharfen Witz und las
Nestroy mit kongenialer Meisterschaft vor. Diese Überlegenheit des Geistes behütete sein
Werk vor allem Schwulst und unklarem Überschwang. Sein durchaus selbständiger,
unabhängiger, kühner Geschmack, seine fanatische Arbeitsfreude, seine bis zu seiner
Erkrankung unermüdete Arbeitskraft bewirkten, daß der eben erst 50 Jahre alt Gewordene
ein Lebenswerk von ungewöhnlich großem Inhalt, Umfang und Wert hinterläßt. Es wird
nie möglich sein, seinen Namen aus der Entwicklungsgeschichte des neueren europäischen
Kunstgewerbes hinwegzudenken. - Die letzten Jahre seines Lebens waren von der
schweren Krankheit überschattet, der er erlegen ist. Sein Leiden war grausam. Er hat es
mannhaft getragen bis zum letzten Augenblick. A, Rolle;-
EMIL ADAM Am 25. Oktober l. J. ist Professor Emil Adam gestorben. Adam
kam im Jahre x8go an die Wiener Kunstgewerbeschule, an welcher er auch seinerzeit
unter Kosch und Linke seine fachliche Ausbildung in Keramik genossen hat. Als Regierungs-
rat Linke 1909 in den Ruhestand trat, übernahm Adam als sein Nachfolger die Leitung
des chemischen Laboratoriums und der mit diesem verbundenen Versuchsanstalt für Ton,
.Glas und Email und wurde auch an Stelle Linkes Dozent für Farbenchemie an der Akademie
der bildenden Künste sowie ständiges Mitglied des Zollbeirates des I-Iandelsministeriums.
In dem reichen Wirkungskreise, der sich ihm damit eröffnete, war Professor Adam
mit unermüdlicher Arbeitskraft und Arbeitsfreude erfolgreich tätig. Er hatte eine harte,