Etwas muß ich a-ueh- hier [noch] einschalten, wenngleich es
nicht aa wesentlich ist. - In der kommerziellen Abtheilung trug
Professor Hantschel Mathematik und Algebra vor. Ich hatte
diese beiden Gegenstände in den boidon vorhergegangenen
Jahren unter Professor Beskiba, einem sehr tüchtigen Lehrer,
mit vollstem Erfolge durchgemacht, [ja] iek war einer seiner
Vorzugsschüler; mir lag das alles so gut, daß ich einem dafür
weniger begabten Kameraden in diesen Fächern Wiederho
lungs-Unterricht gab. Sehr zurück blieb ich [dagegen] stets in
Geschichte, Geographie, überhaupt in Gedächtnisaufgaben,
für welche ich nun einmal nicht angelegt war. Professor Hant
schel dagegen war ein Sonderling, seit Jahren schon das Ge-
spötte seiner Schüler; es war unrecht, ihn zu belassen. Er
rechnete so zu sagen für sich auf der Tafel mit langen Nullen
reihen, so daß wohl keiner der Schüler ihm zu folgen ver
mochte, was er auch nicht zu beanspruchen schien. So war’s
[denn] von jeher Regel, daß kaum ein Viertel der Eingeschrie
benen bei diesen Vorlesungen anwesend war, um so weniger
als, wenn es zeitweise ja zum Namensaufruf kam, Einer oft
mals „hier“ rufen konnte, ohne daß es der Lehrer zu merken
schien, was den Jungens so viel Spaß machte, daß sie selbst
für solche riefen, welche sie nie darum angegangen hatten.
Eine Abwesenheitsnote wurde also nahezu nie vermerkt. -
Um aber die Stunde wenigstens zur Vermehrung meiner geo
metrischen Kenntnisse zu verwerthen, ging ich mit Anderen
in’s nächte Kaffeehaus Billard spielen.
Der Direktor Höchsmann legte, was ebenfalls jeder neue Jahr
gang vom früheren erfuhr, gewissenhaft und vergnüglich über
wachte, was abor die Achtung für don Vorgesetzten- nicht stet-
gorto, einen Werth darauf, täglich irgend eine kleine Abwechs
lung in seiner Kleidung zu zeigen. Da galt es nun herauszufin
den, ob es eine Kravatte, Weste, ein Beinkleid, nur eine Bu
sennadel, ein Stock oder was sonst heute anders waf [kam], -
Er war [aber] ein Geck!
Ihm war [nun] entweder die Nachricht von unseren außeror
dentlichen Studien hinterbracht worden oder er that's seit Jah
ren so - er kam eines Tages zur Kaffeehausthüre herein; da er
aber vorerst an einigen Fenstern des Lokales vorübergehen
mußte, hatten wir genug Zeit, uns zu drücken. Aber er kam
nach ein paar Tagen wieder. Wir fanden es [nun gegenüber
dem Marquer] nicht ne* unserer „Würde“ nicht entsprechend,
nochmals Reißaus zu nehmen, sondern spielten, nachdem
wir ihn gegrüßt hatten, weiter. Er ließ sich in unserer Nähe nie
der, nahm Kaffee und als er bald darauf gehen wollte, trat der
Kaffeesieder mit der Bitte an ihn heran, lieber nicht wieder zu
kommen, da er ihm das Geschäft störe. Dies war nicht nur un
geziemend, es war so roh, daß es den guten Direktor vielleicht
[gerade deshalb] nicht verletzte, wenigstens erhielten wir
nicht einmal eine Rüge und wurden ferner in keiner Weise
mehr in unseren Billardstudien gestört. Als aber im nächsten
Sommer die Mutter mit dem Direktor auf dem nach Linz fah
renden Dampfschiffe zusammentraf und ihn frug, wie er mit
ihren beiden Söhnen zufrieden sei, erwiederte er: Ach, die
sind ja wie Tag und Nacht! - Das letztere galt mir. Nach Jahr
zehnten, in Mitte der siebziger Jahre, sah ich ihn [wieder] in
meinem Geschäft; wir plauderten einige Zeit angenehm, er
war sichtlich erfreut, daß „die Nacht“ nicht zu finotor- [lichtlos]
geworden war.
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262 Firmungs-„Denkzettel“ für Ludwig Lobmeyr, 19. Mai 1842
262 Confirmation “Denkzettel" (memorandum) for Ludwig Lobmeyr, 19th
May 1842
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263 Lehrzeugnis für Ludwig Lobmeyr von Joseph Lobmeyr, 17.9.1843
263 Apprentice’s certificate for Ludwig Lobmeyr by Joseph Lobmeyr, 17th
Sept. 1843
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