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Volltext: Monatszeitschrift XXI (1918 / Heft 8, 9 und 10)

geschweiften, im Querschnitt vierseitigen I-Ienkeln hat ausgesprochenen 
Biedermeiercharakter. Außerdem besitzt das Kloster Rein von diesem 
Meister noch zwei 20 Zentimeter hohe Kannen und eine Teekanne aus 
dem Jahre 1807 und einen Meßleuchter aus dem Jahre 1810, durchwegs 
beachtenswerte Silberarbeiten. Als Kirchengeräte soll noch der getriebene 
Kelch am Pöllauberg erwähnt werden. Von den in Wien vorhandenen 
Arbeiten müssen in erster Linie die im Österreichischen Museum für Kunst 
und Industrie sich befindenden zwei silbernen Kannen aus dem Jahre 1810 
als hervorragend schöne Arbeiten hervorgehoben werden, von denen die 
größere 31'5, die kleinere (Abb. 3) 27 Zentimeter hoch ist. Die Füße, Haupt- 
körper und Deckel sind mit getriebenen und gepunzten naturalistisch ge- 
haltenen Blumen- und Fruchtornamenten von sehr schöner Zeichnung und 
Ausarbeitung geschmückt. Die geschwungenen, überhöhten Griffe sind aus 
Ebenholz angefertigt. Irrtümlich wurden diese zwei Kannen bisher dem 
Anton Rungaldier, der aber erst im Jahre 1838 Meister wurde, zugeschrieben. 
Eine andere sehr schöne Arbeit dieses Meisters aus dem Jahre 1807, 
deren Abbildung wir dem liebenswürdigen Entgegenkommen des Eigen- 
tümers zu verdanken haben, ist die silberne Kasserole des Herrn Dr. Albert 
Figdor in Wien (Abb. 4). Sie ist 16 Zentimeter hoch, besitzt einen Durch- 
messer von 18 Zentimeter und ist innen feuervergoldet. „Der glatte Kessel 
ruht auf drei nach oben in üppiges Blattwerk verlaufenden Tierfüßen und 
ist am Rande mit einem Bogenkranz umsäumt, dessen Füllung naturalistisch 
behandelte Blumengewinde, ziseliert auf geranktem Grunde, bilden. Der 
Deckel ist profiliert und mit einem Blatt- und Blumenstrauß gekrönt. Als 
Handhabe dient ein freistehender Kolben." Von der dritten ebenfalls sehr 
hübschen, auch aus dem Jahre 1807 stammenden Arbeit, die sich im 
Besitze Ihrer Exzellenz der Gräfin Max Wickenburg in Wien befindet und 
die aus zwei Kannen und einem Zuckerständer besteht, ist eine Kanne in 
„Kunst und Kunsthandwerk" vorn Jahre 1907, Seite 350, abgebildet. Die 
Kannen haben überhöhte Henkel und antikisierende Formen. Der Zucker- 
Ständer (Abb. 5) besitzt geschwungene Doppelhenkel und hat einen durch- 
brochenen Rand. Der Hauptkörper ist bei allen drei Gefäßen mit gravierten 
und gepunzten naturalistischen Weinreben- und Rankenornamenten verziert, 
während die runden Füße eine korbgetiechtartige Dekoration tragen. Nach 
dem Tode des Meisters Anton Rabitsch führte wahrscheinlich dessen Witwe 
von 1813 bis 1820 das Geschäft weiter, bis es der Sohn Josef Rabitsch 
übernahm. Nach dem Meisterbuche wurde diesem am 29. Oktober 1820 
infolge magistratlichen Bescheides „eine Garnitur Kafekandeln" als Meister- 
stück aufgegeben, die er bei dem Silberarbeiter Johann Baptist Mayer zu 
machen hatte. „Über bei dem Landmünzprobieramte und bei der Innung 
gut bestandener Prüfung wurde er dann am 27. März 1821 incorporiert." 
Arbeiten von ihm sind nicht bekannt. 
Ein anderer sehr tüchtiger Silberarbeiter dieser Zeit, von dem wir ver- 
schiedene schöne größere Arbeiten kennen, war Heinrich Kies sen. Er wurde
	        
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