Figur stellt eine heilige Klosterfrau vor, in inbrünstigem Gebete mit gefalteten
Händen an einem Betschemel kniend. Auf letzterem stand höchstwahr-
scheinlich ein Kruzifix, von dem aber der obere Teil fehlt; dann wäre die
Gestalt die heilige Theresia; war der abgebrochene Teil eine Monstranz,
dann wäre die heilige Zisterziensernonne Juliana dargestellt. Die Tragringe
des Rauchfasses sind an den geflügelten Helmen von Kopfmasken, die
antike Hermesköpfe darstellen, befestigt, zwischen denen die Heiligenfiguren
angebracht sind.
Das Rauchschiff (Abb. g) ist etwas einfacher und derber in der
Schmuckweise und die Akanthusblattreihung am Fußproiil ist wenigen
plastisch und weicher durchgebildet als am Rauchfaß. Beide Geräte tragen am
Fuße innen die Buchstaben L - C - A - R - und daneben die Jahreszahl 1828
eingraviert. Die Buchstaben bedeuten: „Ludovicus Crophius Abbas Runen-
sis", welcher der 46. Abt war, der von 1823 bis 1861 regierte.
Auch in der Gratweiner Kirche befindet sich ein Rauchfaß mit dazuge-
hörendem Rauchschiffchen, mit Blumen- und Blattornamenten geschmückt,
die als eine gute Arbeit erwähnt zu werden verdienen.
Dem Sohne dieses Meisters, der ebenfalls Heinrich Kies hieß, wurde
„eine Zuckervase und eine Kelchzeichnung" als Meisterstück aufgegeben.
Er ist am 6. Jänner 1841 auf die reale Silberarbeitergerechtsame seines
verstorbenen Vaters in die Innung aufgenommen worden und befindet sich
sein Meisterzeichen, die Buchstaben H. K. in rechteckiger Umrahmung, auf
der Namenspunzentafel vom Jahre 1828. Wir finden ihn bis 184g in den
Innungsschriften. Arbeiten aus seiner Hand sind aber nicht bekannt. i
Vom bürgerlichen Silberarbeiter Johann Baptist Mayer (Mayr), der am
31. März 1811 inkorporiert wurde und im Jahre 1822 als Trauzeuge genannt
wird, kennen wir zwei einfache Arbeiten. Im Schlosse St. Martin bei Graz be-
findet sich aus dem Jahre 1813 ein silberner Löffel und beim Antiquar Grabner
in Graz sind zwei einfache silberne, ovale Salzfässer mit geschwungenen
Henkeln aus dem Jahre 1819 mit seinem Meisterzeichen, einem Monogramm,
bestehend aus den zwei Buchstaben J. M., gefunden worden.
Ein anderer Silberarbeiter dieser Zeit ist Friedrich Mayerheim. Ihm wird
am 14. Mai 1815 als Meisterstück eine silberne Zuckervase aufgegeben.
Ein silbernes Salzfaß, das sich im Kunstgewerbemuseum am „]0anneum"
in Graz belindet (Abb. 10), das mit der Grazer Punze vom Jahre 1818 und
einem mangelhaften Meisterzeichen, von dem nur das M deutlich lesbar,
versehen ist, dürfte ihm zuzuschreiben sein. Es stellt eine hochstengelige,
beblätterte Phantasiepfianze vor, deren mit Blumenblatträndern versehene
große Blüte die innen vergoldete runde Salzschüssel bildet. Daneben
steht ein storchartiger Phantasievogel mit Straußenfüßen, der mit seinem
langen Schnabel den Stengel umfaßt. Die Idee, die der Arbeit zugrunde
liegt, ist keine schlechte, die Ausführung ist aber etwas derb.
In der Kirche in Gratwein befinden sich zwei einfache, schmucklose,
silberne Meßkännchen mit Tasse aus dem Jahre 1830 mit dem deutlichen