lernten. So finden wir, daß im Jahre 1693 einer nach Siebenjähriger, im
Jahre 1694 ein anderer nach fünfjähriger Lehre freigesprochen wurde. Im
Jahre 1695 wird ein Lehrling für sechseinhalb Jahre Lehrzeit mit dem Ver-
sprechen aufgenommen, daß er bei gutem Verhalten schon nach sechs Jahren
Geselle werden könne. Außer den Schriften und Büchern befinden sich in der
Innungskiste noch zwei Innungssiegel, das erste vom Jahre 1633 (Abb. 14),
das zweite vom Jahre 1733 (Abb. 15), alle zwei in Silber gegraben. Das ältere
größere Siegel ist kreisrund und sehr schön gestochen. Es enthält in
der Mitte den heiligen Bischof Eligius im wallenden Kleide, die Bischofs-
mütze am Haupte, in sitzender Stellung, wahrscheinlich einen Kelch treibend.
Am Arbeitstischchen, auf dem Werkzeuge liegen, ist die Jahreszahl 1633
und um das Bild sind die Worte: „S. ein ersa. Handw. der Goldschmid zu
Graz in Steyr" zu lesen. Um die Schrift legt sich ein hübscher Lorbeer-
kranz und unter dem heiligen Elegius befindet sich das Grazer Stadtwappen
mit dem steirischen Panther im Bilde.
Das zweite, ovale kleinere Siegel mit der Jahreszahl 1733 am Arbeits-
tische ist weniger schön gearbeitet und zeigt das ganz gleiche Bild mit dem
Grazer Stadtwappen. Die Rundschrift heißt „S. ein ersa. Prof. der Gold-
schmid zu Graz", um die sich ein Perlenkranz zieht.
Höchstwahrscheinlich sind diese beiden Siegel von Grazer Gold-
schmieden gestochen worden.
Hiermit sind auch die Innungsschriften erledigt und soll zum Schlusse
noch ein kurzer Rückblick auf das ganze behandelte Material geworfen
werden. Wir sahen das unglaublich rasche Emporblühen des Goldschmiede-
kunstgewerbes am Ende des XVI. Jahrhunderts während der Regierung
der steirischen Habsburger in der damals kaum 10.000 Einwohner zählenden
Stadt Graz, erinnern uns der verschiedenen hervorragenden Meister dieser
Zeit, von denen der erstklassige Gold- und Silberarbeiter Hans Zwigott durch
die Zahl und Mannigfaltigkeit seiner Arbeiten, durch seine Tätigkeit für die
höchsten Kreise und als Münzeisenschneider besonders hervorragte, hörten
von ihrer vielfach anerkannten Tätigkeit im Münzwesen, als Münzmeister,
Münzeisenschneider und Wardeine und finden unter ihnen auch manchen
tüchtigen Wappensteinschneider und Siegelstecher. Nach der Auflösung des
steirischen Hofes, mit dem das beste Milieu für dieses Gewerbe verschwand,
bemerken wir den langsamen Niedergang des steirischen Goldschmiedehand-
werks, das, von der Konkurrenz Augsburgs fast erdrückt, nur schwer sich
behaupten konnte. Nachdem die Stände des Landes, der erbgesessene Adel,
in Ermanglung eines Hofes die Förderung der tüchtigen Meister über-
nommen hatte und die Türkengefahr endgültig überwunden war, erholte
sich dieses Handwerk wieder langsam und lieferte eine Anzahl von
tüchtigen, begabten Goldschmieden, deren Arbeiten zwar keineswegs auf
der Höhe dieses Kunstgewerbes standen, die auch nie selbständige, hoch-
strebende Wege wanderten, die aber auf den ausgetretenen Pfaden ihrer
Zeit sehr Lobenswertes leisteten.