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Das Österreichische Museum auf dem Stubenring
liegend, in der Flächenausdehnung gegeben war, so können die ursprünglich
bestimmten größeren Dimensionen, von denen Eitelberger spricht, wohl nur
in einem dritten Stockwerk bestanden haben, das später weggelassen wurde.
So fände das sonderbar abstechende, in wohlfeilster Weise offenbar als
Provisorium hergestellte Dach des Baues seine Erklärung. Sind doch noch
während der Bauführung 50.000 Gulden von der bewilligten Bausumme
erspart worden („Allgemeine Bauzeitung", 46.Jahrgang 1881). Für die Vor-
bereitungsschule ist in dem neuen Hause überhaupt nie Platz gewesen. Sie
blieb im Aufbau des Museumsgebäudes untergebracht und erhielt x88 5 eigene
Räume in der Fichtegasse Nr. 4.
Die von Anfang an erkannte räumliche Unzulänglichkeit des neuen
Gebäudes, auf das die Anstalt bis heute beschränkt geblieben ist, war von
weittragenden Folgen für ihre Entwicklung. „Leben heißt Wachstum."
Die Kunstgewerbeschule aber konnte zwar in dem Werte ihrer Einzel-
leistungen wachsen, eine Wirkung in der Breite aber war ihr verwehrt.
Statt sich bei der Ausgestaltung der einzelnen Abteilungen zugleich auf
immer weitere Gebiete des vielverzweigten gewerblichen Schaffens zu
beziehen, mußten, um die naturgemäß mit erhöhtem Raumanspruch ver-
bundene Entwicklung der I-Iauptabteilungen zu ermöglichen, immer wieder
einzelne Arbeitsgebiete aus dem Studienbetrieb ausgeschaltet, mußte die
Schülerzahl künstlich immer mehr verringert werden. So wurde diese
Schule je besser desto kleiner. Während sie zum Beispiel im Jahre 1877
nahezu 400 Schüler zählte, konnte sie vor dem Kriege kaum x50 auf-
nehmen. Daß unter solchen Verhältnissen von allen Vorkehrungen zur
körperlichen Ertüchtigung der Jugend, wie Errichtung eines Bades, eines
Tumsaales, eines Spielplatzes, eines schulärztlichen Dienstes und einer
zweckmäßigen Bespeisung der vielen ganz armen Schüler abgesehen werden
mußte, ist leider selbstverständlich. Seit zwanzig Jahren ist eine ganze Reihe
von Plänen zur räumlichen Ausgestaltung der Anstalt ausgearbeitet worden.
Ihre Verwirklichung ist, trotz verständnisvoller Förderung durch die vor-
gesetzte Behörde, bisher an dem Widerstande der Finanzverwaltung ge-
scheitert.