die auffällige Anlage der Fenster an den Schmalseiten und der vier Türen,
auch die der Wandsäulen und der Eckpilaster; nur ist die Verteilung der
Halbsäulen an den Längswänden anders geartet. Es finden sich in dem
heute vorhandenen Saale an den Längsseiten nicht je zwei Paar einander-
nähergerückte und durch Gebälkstücke miteinander verbundene Säulen,
sondern je vier Säulen mit drei gleichmäßigen inneren Abständen. Die groß-
artige architektonische Gliederung der Decke fehlt in dem heutigen Saale
aber völlig; statt dessen sehen wir eine anders gestaltete grisailleartige
Deckenbemalung.
Es ergibt sich nun die Frage, ob der Plan Quarenghis tatsächlich jemals
ganz ausgeführt worden ist. Die eigentümliche Stellung der Wandsäulen
zwischen den seitlichen Fenstern, wo sie nicht in der Mitte der Pfeiler,
sondern nach außen geschoben erscheinen (siehe Abb. 5), läßt sich wohl
nur aus dem Quarenghischen Entwurfe erklären, wo die Wände aufs engste
mit der Decke im Zusammenhang stehen?"
Allerdings könnten aber schon während des Baues Änderungen am
Entwurfe vorgenommen worden sein, so in bezug auf die Säulenstellungen
der Längswände, und es könnte auch schon damals auf die reiche Decke
und auf die seitlichen Statuen verzichtet worden sein. Es muß weiters auch
als denkbar gelten, daß Quarenghi, der sich wohl nur kürzere Zeit in Wien
aufhielt, von diesen oder anderen Änderungen nichts erfahren habe, so daß
die Mitteilung des Sohnes, die wohl nur vorn Vater übernommen ist, nämlich
daß das Projekt wirklich ausgeführt worden sei, in gutem Glauben gemacht
werden konnte, auch wenn dies tatsächlich nicht der Fall war. Bei dem
Längsschnitt heißt es allerdings, wie gesagt, nur: Project des Speise-
saals . . . ; man könnte also annehmen, daß man von gewissen Änderungen
auch schon gewußt habe?"
Wie dem auch sei, ob der Saal nun niemals ganz nach Quarenghis oder
wenigstens nicht ganz nach seinem hier abgebildeten Entwürfe ausgeführt
worden ist: die Anordnung der Säulen an den Schmalseiten stimmt jedenfalls
mit seinem Entwurfe. Aus dem alten Barockpalaste können die Säulen jeden-
falls nicht stammen, und daß Quarenghi seinerseits nur die Umwandlung
der Idee eines anderen gegeben haben sollte, ist doch wohl eine zu ge-
künstelte Annahme, durch nichts zu belegen, ja in innerem Widersprüche
mit der schriftlichen Überlieferung.
Ob aber ein Umbau vielleicht erst zu einem viel späteren Zeitpunkt er-
folgt ist, können wir heute nicht feststellen; wir wissen nur soviel, daß der
Saal in den Jahren 1893 und 1894 wiederhergestellt worden ist. Doch
" In dem Werke heißt es (Seite 23): "Lülrchitetto traenda ogni possibile vantaggio da! locale a ciö
destinato (das bezieht sich wohl auf die Lege zwischen zwei Höfen), ed abbzllendolo von tut}: 1a ricchuza
ehe puö Parts sommiuistrare in colonnc, in statue, in fregi, in bassirilievi e simili, nnlla ummiss d! hmo
quanto contribuire poteua a rsnderla degna delP illustre principessa clfebbe 1a bontä di contesturgüene
Pintera sua soddisfazione.
" Sonst unterscheidet du Werk aber deutlich, wenn du premier pmjef von dem ausgeführten abweicht,
so bei dem Theater der Eremitage, der Mnltheser-Knpelle und dem Triumphbogen für Alexander L