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r r " " schonvorliegt,
auf dem es
in Zukunft für
die westeuro-
päische Zivili-
sationzufußen
und aufzu-
bauen gilt.
Die Grundla-
ge und Vor-
aussetzung
jedweder ge-
deihlichenkul-
turellenArbeit
und Verwal-
tung ist die ge-
naue Kenntnis
Leopold Forstner, Wohnhaus aus Skutari (Österr. Museum)
r der betreffenden Bevölkerung, ihrer angestammten Eigenart in leiblicher
und geistiger Hinsicht, ihrer Arbeit und Kunstfertigkeiten, ihres Handels
und Wandels, kurzum ihrer ethnographischen Besonderheiten. In Österreich
und speziell in Wien ist die Aufgabe, an der Erschließung der Balkan-
gebiete mitzuarbeiten, eine allgemeine Aufgabe aller in Betracht kommenden
Anstalten, daher ersuchte mich die Direktion des Österreichischen Museums,
auch für dieses Institut einiges typisch Kunstgewerbliches der Balkanländer
zu erwerben.
Meine Sammlungsreisen erstreckten sich über Montenegro, Albanien
und einen Teil Mazedoniens, und zwar den Teil Mazedoniens, der haupt-
sächlich noch von Albanern bewohnt ist. Es ist dies der Teil westlich der
Linie Üsküb-Veles-Prilep-Ochrida-Brens. Die Erwerbungen geben
kein abschließendes Bild, es treten aber doch die hervorstechendsten Züge
künstlerischer Artung deutlich hervor.
Ich nenne hier besonders die Textilarbeiten; die prächtigen Seidenstoffe,
die gemusterten Baumwollgewebe sind gleicherweise ein Zeugnis der
blühenden Zucht der Seide in Albanien wie der künstlerischen Höhe ihrer
Verwertung.
Wie reiche Anregung ich als Künstler in jenen Ländern empfangen
habe, zeigen die vielen Zeichnungen, die sich teilweise im Kaiser Karl-
Museum und im Österreichischen Museum befinden. Sie sollen vor allem
dartun, daß trotz aller Ungebundenheit in der Lebensführung, in der Arrn-
seligkeit der Bevölkerung, in jedem Einzelnen ein kräftiges Können steckt.
Für die Zukunft rnuß letzteres gefördert werden, um diese Bevölkerung
einer neuen und höheren Entwicklung zuzuführen.
Um ein Volk xkennen zu lernen, muß man seine Sitten und Gebräuche
näher studieren, sein Wohnen, seine Lebensauffassung und so weiter. Es