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Durchschnitt gesehen einen ähnlich gedrungenen herzförmigen Körper mit
der gleichen Sockelbildung auf; diese Vasen gehen oben in einen sich ver-
jüngenden Hals aus, aus dem ein Blumenbukett fächerförrnig sich entfaltet.
Ein symmetrisch angebrachtes Figurenpaar bildet die Vermittlung zwischen
Hals und Körper. Bei Andrea ist von der Verjüngung des Gefäßes nach
oben abgesehen worden; denkt man sich aber über den Oberteil der Vase
Stefanos einen längs des Konturs des Blumenstraußes verlaufenden Halb-
kreis gezogen, so erhält man eine fast kongruente geometrische Form, wie
sie der Durchschnitt der Urne aufweist." Diese Grundform ist natürlich nur
mehr in beschränktem Ausmaß erhalten geblieben; das Hamburger Original
zeigt, daß wegen der geplanten Einfügung des Stückes in einem Altar die
Rückseite ganz unbearbeitet blieb, die Seitenilächen sich mit einfacheren
Verzierungen begnügen mußten.
Es folgen nun Blätter mit Skizzen für Einzelfiguren. Die drei auf einem
Blatte nebeneinanderstehenden Studien für ein korbtragendes Mädchen
(F01. 39 verso, Abb. 10) geben uns Gelegenheit, das stufenartige Arbeiten
Andreas zu verfolgen: wie in der linken Figur nur die Umrisse angedeutet
sind, dies aber mit großer Sicherheit und Meisterschaft, wie dann durch
leicht eingezogene Schrafiierungen ohne Veränderung der Pose und der
Bewegungen die plastische Illusion der Gestalt gesteigertiwurde, und wie
endlich im letzten Versuch bereits das (noch mehr modellierte) Gegenstück
angereiht erscheint. Das sind augenscheinlich Entwürfe, wie sie Brustolon
für seine Vasenständer und Füllhornträger benötigte. In den verkleinernden
Maßen der Zeichnung nähern sie sich in manchem dem Aussehen von
Elfenbeinstatuetten, die um dieselbe Zeit Balthasar Permoser (1650 bis
1732) verfer-
tigte. Ähnli- I ' '- ' eggägjf)
che, mehr fort- ' ' G? ' f;
geschrittene
Skizzen, mit
nervösen und
eiligen Stri-
chen geformt,
führen drei Fe-
derzeichnun-
gen mit Dar-
stellungen der
" Man beachte
die Änderung der Be-
krönung: die nackten
Menschengestallen,
die den Strauß hallen.
verwandeln sich bei
Brustolon in Putten-
figuren, die das Kreuz
umfassen. Abb. m. A. Brustolon, Das korbtragende Mädchen (Zeichnung)