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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

unter Correggios Einfluß um diese 
Zeit häulig in der Malerei vorkommt." 
Stilistisch nahe diesen Figuren 
stehen Entwürfe für eine Immaculata 
(Fol. 19); gar seltsam ist die Studie, 
die auf dem Blatte der Madonna 
zur Seite steht. Die Eigentümlich- 
keiten, die auf den vorausgegangenen 
Skizzen erkenntlich waren, sind in 
dieser Figur eines Engels  noch 
mehr prononciert (die lange, ein- 
gebogene Halslinie, weiche und 
fette Bildung der Wangen und des 
Kinnes). 
Das ernste und tragische Thema 
eines anderen Blattes (Fol. 30) wird 
in entsprechender Weise illustriert 
(Abb. I3). Brustolons lateinische 
Worte „Stabat iuxta Crucem Jesus 
mater eius" kontrastieren mit ihrer 
_ , geflissentlichen Kühle zu jenen ge- 
Am w A, Bmsmhnh Mmoma (Zeichnung) legentlichen, oft dialektisch gefärbten 
i Beischriften und Anmerkungen für 
den Atelierbetrieb auf den übrigen Zeichnungen. Aber überdies, alle 
Rundungen, deren sich der Künstler eben noch wohlgefällig bediente, sind 
verschwunden; harte, steile Falten umreißen den strengen Kontur der 
unbewegten Statue. In seinem signierten Kreuzigungsrelief" für die Kirche 
San Ignazjo zu Fasola (Belluno), jetzt in der Kirche San Pietro zu Belluno, 
das zugleich mit seinem Gegenstücke, einer Illustration des Todes des 
heiligen Franz Xaver, in den Jahren 1727 und 172g entstand, ist der Nach- 
klang altertümlicher Elemente recht kräftig verspürbar. Auch hier kann an 
dem Obwalten dieser anachronistischen Unterströmung nicht gezweifelt 
werden. Es hat aber fast den Anschein, als ob die Zeichnung diese Alter- 
tümlichkeit in übertriebener Weise gegen den Willen des Meisters zur Schau 
trägt. Der Vergleich mit seiner sehr ähnlichen Figur Pietro Barattas in San 
Sebastiano zu Venedig klärt uns darüber auf, wie der Prozeß der Umformung 
der starren Planmäßigkeit der gezeichneten Gestalt zu dem dreidimensionalen 
Volumen der Freiiigur sich ereignet, wie die scharfen und geraden Linien 
einer schmiegsamen und malerischenModellierung weichen müssen. (Abb. 14.) 
Anscheinend für einen Altar (I?) ist der Entwurf eines von Engeln 
in die Lüfte getragenen heiligen Antonius bestimmt, eine groß gesehene 
ß Etwa auf den Bildern Sebastiano Riccis 165g bis 1734, der gleich seinem Zeitgenossen Bnzstolon in 
Belluno geboren wurde. Vgl. meinen Aufsatz in den „Monztsheften für Kunstwissenscbaft", 1915, Tafel 89. 
i" Für die Gestalt des weinenden johannes auf diesem Relief scheint unser Skizzenbuch eine Studie zu 
besitzen. 

	        
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