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und kühn lavierte Zeichnung, während die Gruppe des
Opfers Abrahams nur mit geringen, mit der Feder ge-
zogenen Umrißlinien doch die Illusion einer feinen und
sensitiven Stimmung auslöst.
Einige Zeichnungen des Skizzenbuches stellen große
Kompositionen dar, die wie Vorstudien für auszuführende
Gemälde aussehen, vielleicht aber Hilfsmittel für die um-
fangreichen Altarreliefs, wie die obenerwähnten in San
Pietro, bilden solltenf" Die Tradition belehrt uns zwar,
daß Brustolon zuweilen auch gemalt haben soll. Aber der
bekannte Prozeß des Überwiegens des plastischen Altar-
pala, wie er sich seit der Bernini-Zeit in Rom entwickelte
und immer mehr an Herrschaft gewann (Altäre in der
Superga), bis hinauf auf Mazzas und Torrettis weit-
gespannten Bronze- und Marmorgemälden, spiegelt sich
auch hier deutlich wider; den einzigen Unterschied bildet
eben die Verschiedenheit des Materials, das Andrea an-
wandte. Zwei von diesen Zeichnungen, eine mit der Taufe
Christi (Fol. 35), die andere (Fol. 29) mit der Assunta und Abb m Piano Baram
zwei Heiligen (Abb. 15) (man beachte die raffinierte Pose Ma,mo,s„,ue(vu„d,g:
und Miene des heiligen Jünglings von Padua) sind wohl S- Sebßsüano)
eigenhändig," zwei dagegen (es wurde schon früher
gesagt, daß- nicht alle Blätter des Klebebandes von Brustolon stammenmj
lassen sich leicht als schwächliche Kopien von fremder Hand feststellen;
so erkennt man, daß die Zeichnung mit dem Tod der heiligen Scholastika
eine Kopie nach einem Gemälde Luca Giordanos in Santa Giustinia zu Padua
ist, die Bartolozzi bei Wagner im Stiche herausgegeben hat.
Zum Schlusse führt uns die letzte der hier besprochenen Zeichnungen
(F01. 25 verso) mehr als die übrigen in die Geheimnisse der Brustolon-Bottega
ein. Wir sehen, daß der zumeist für das Kunstgewerbe arbeitende Meister
doch noch Interesse und Zeit aufwandte, urn Studien über die Maße und
Proportionen des menschlichen Kopfes nachzugehen (Abb. I6).
Die Aufschriften, Notizen, Konzepte, die neben den Zeichnungen und
auf der Rückseite der Blätter geschrieben stehen, bieten (soweit wir dies
nicht früher erörterten) nur untergeordnetes Material zur Vermehrung
unseres Wissens. Auf einem Zettel findet sich das Konzept eines Briefes,
in dem Andrea einer nicht genannten Persönlichkeit seine Ehrerbietung
bekundet und als äußeres Zeichen derselben die Bitte anknüpft, ein Kruzifix,
die Arbeit seiner schwachen Hände („come a piaciuto a Diou) als Widmung
und Gegenleistung für erwiesene Wohltaten annehmen zu wollen. Die
"f Vgl. den Text des Blattes (Fol. n, a. verso): "In alte vi 'e 1a SS. Trinitä, nel mezo S. Tadeo Pontefnce
cioe Paradiso, nel basso il Purgatorio . . . . . ", der die Beschreibung eines solchen Reliefs gibt.
H Wahrscheinlich lagen Stiche als Vorbild vor (vermutlich eher römischer als venezianischer Künstler).
w" Eine Zeichnung mit einem Reiterkopf in einer medaillonförmigen Umrahmung ist mit der Beischrift
"Rafael inv." als Kopie bezeichnet.
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