Bibliothek des Museo Civico zu Belluno besitzt getrennt von unserem
Zeichnungsband noch einen vollständig erhaltenen Brief Andreas (datiert
Belluno 7 ottobre 1722 und unterschrieben: Andrea Brustoloni), dessen.
Erwähnung an,dieser Stelle gestattet sei." Er ist an den „Sig. Gerolamo
Zandonello Capo, Laudadore della Regola (di Dosolado)" gerichtet. Es
handelt sich um die Aufstellung einer I-Ieiligenfigur als Gegenstück des
-heiligen Filippo Benizio. Andrea aber meint: „perche li altri santi della
Religione de Servi non sono santi o sante, ma Beati nonvmolto noti, come
qui a dietro notati," direi di ponere un Santo Tuttelare o Protettore del loco
di costi o Regola ovvero chiesa, che sono o SS. Rocho o SS. Osvaldo o
S. Carlo o S. Errnagora, uno di questi, quelle che mi havisarete . . . . . . "
Wie Andrea sich hier mit den dunkelsten Fragen der christlichen
lkonographie beschäftigt (wenn diese Angaben ihm nicht ein befreundeter
Geistlicher zur Verfügung gestellt hatte), so zeigt ein neues Blatt wiederum
fragmentarische Sätze aus einer Farbenlehre: über die mezze tinte, über
das Hell und Dunkel in der Malerei.
Wenn wir gelegentliche Notizen, Datierungenf" Maßangaben der Fi-
guren, Quittungen über den Empfang von Wolle und Käse (Naturalien, die,
wie es scheint, als Zahlung für künstlerische Arbeiten dienten) übergehen
wollen, so erübrigt es sich doch, den wichtigen Text einer anderen Zeichnung
zu erwähnen.
Das kleine Blatt (Fol. 6), das auf der Vorderseite eine nette Skizze eines
mit Putteniiguren besetzten ovalen Rahmens und ein Detail aus einer größeren
Komposition der Geburt Christi darstellt, trägt auf der Rückseite die niedlichen
Vignettenzeichnungen einer Amphore und daneben einige Sätze, die von
römischen Kunstwerken handeln. Es wird von der Kirche San Paolo fuori le
murai- gesprochen und die Statue des I-Ierkules Farnese erwähnt, über die
(die mangelhafte Orthographie und Syntax und die Schwerlesbarkeit sei
unserem Meister verziehen) folgendes gesagt wird: „l' I-Iercole farnese e di
mano di Glaucone Greco; onde li Gotti lo butarono nel Tevere, ora (non)
sapendo dove fosse, si risolse (l) i Romani di fame uno sirnille, come poteva
aver a memoria; onde fu fatto l' altro, che li stava a sinistra; dopo alquanto
tempo lo trovarono senza Gambe, to che fu fatto le garnbe di Michelangelo,
ove si puo vedere 1' agionta, manco un ditto grosso del Piede, fu messo del
Bemino." Diese etwas kuriose Ansicht über das Schicksal der berühmten
Statue wird Andrea aus den landläufigen Handbüchern (dem Abcedario etc.)
geschöpft und in noch verwässerterer Weise, als er diese Nachrichten dort
las, hier aufnotiert haben. Wir wissen, daß diese Figur, die man seit der
i" Er wird vermutlich in einer der Lokalschriften über den Meister schon veröffentlicht sein.
'"' Auf der Rückseite des Briefbogens führt Andrea diese wenig geläufigen Heiligennamen an: S. Filipo
Beniciu; die Beau: Alessio, Cvioachino. Pellegrino, Sostegno, die Beata Giuliana.
"m" Die Zeichnung (Fol. 27 [heilige KönigeD weist das Datum 28 ottobre 1725 auf, Fol. 24 (b. verso) eine
Kopfstudie eines alten Mannes im Profil und den Vermerk 1696, 3. gbre.
1' In dieser Kirche wird eine „caduta di S. Paolo di mano del Pisano" (folgt ein schwer leserliches Wort)
erwähnt; eine „conversione di S. Paolo" (der Sturz Pauli vom Pferd) war der Gegenstand eines berühmten Ge-
mäldes des Pisaners Orazio Gentileschi (vgl. Titi, Baldinucci . . .). Sollte dieses Gemälde hier gemeint sein?