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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

 
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JOHANN GOTTFRIED SCHADOW UND DIE 
BERLINER PORZELLANMANUFAKTUR St. 
VON GEORG LENZ-BERLIN-S-ß 
ER Geschi_chte der Figurenplastik in der Berliner 
Porzellanmanufaktur nachgehend, trifft man nur 
vereinzelt auf wirklich hervorragende Arbeiten, 
die sich über die breite Masse kunstgewerblichen 
Mittelgutes erheben. Ein Künstler ersten Ranges, 
wie ihn Meißen in Johann Joachim Kändler, Fran- 
kenthal in Konrad Linck, Nymphenburg in Franz 
Bustelli, Ludwigsburg in Wilhelm Beyer und 
Höchst in Johann Peter Melchior besessen haben, 
ist der Berliner Manufaktur nicht beschieden ge- 
wesen. Ihre Geschichte zeigt vielmehr deutlich die 
große Gefahr, die gerade für ein staatliches Institut die Anstellung eines Modell- 
meisters von geringer oder durchschnittlicher Begabung mit sich bringt, der 
dann vermöge seiner Amtsgewalt Jahrzehnte hindurch einen entscheidenden 
Einfluß auf die gesamte plastische Gestaltung gewinnt. Mag für die Gefäßkunst 
auch innerhalb eines größeren Zeitraumes das einheitliche Gepräge nicht 
unerwünscht sein, das ihr die führende Hand eines einzelnen Künstlers 
verleiht, in der figürlichen Plastik, die mit der hohen Kunst mehr als jene 
in Wettbewerb tritt, ist eine derartige Beschränkung unerträglich. Selbst 
die friderizianische Plastik der Manufaktur, in der der anfangs durch eine 
sprühende Lebendigkeit der Formengebung ausgezeichnete Modellmeister 
Friedrich Elias Meyer sich auslebt, ermüdet durch die Gleichartigkeit und 
langsam sich vollziehende Verflachung seiner Modelle. Unter Karl Friedrich 
Riese, der von 1789 bis 1834 das Amt des Modellmeisters inne hatte, wäre 
dieselbe Erscheinung noch störender hervorgetreten, wenn nicht der um die 
künstlerische Entwicklung der Berliner Manufaktur hochverdiente Staats- 
minister Freiherr von Heinitz, der als Kurator der Akademie der Künste nach 
dem Tode des Großen Königs auch die oberste Leitung der Porzellan- 
manufaktur in Händen hatte, von Anfang an dem (heute wieder mit gutem 
Erfolg angewandten) Grundsatz der Heranziehung frei schaffender Künstler 
zu gelegentlicher Mitarbeit, besonders bei größeren Aufgaben des Instituts 
Geltung verschafft hätte. Neben dem Architekten Hans Christian Genelli, der 
mehrere Tafelaufsätze für die Manufaktur entworfen und auch ihre Gefäß- 
gestaltung im Sinne des Klassizismus entscheidend beeinilußt hat, war es vor 
allem der führende Berliner Meister jener Zeit, Johann Gottfried Schadow, 
dessen durch Heinitz veranlaßter wiederholter Mitwirkung die Manufaktur 
einige ihrer schönsten Modelle verdankt. 
Die Verbindung ergab sich ganz zwanglos dadurch, daß Heinitz die 
Honorare für die großen Bildhauerarbeiten Schadowsi mehrfach aus den 
t Vgl. G. Kolbe, "Geschichte der Königlichen Porzellanmanufalnur zu Berlin", Berlin 1863, Seite 2m. 
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