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geworden, dem Stoß sich anvertraute. Es gehört allerdings eine außer-
gewöhnliche Kraft dazu, in hohem Alter so gründlich umzulernen, wie Veit
Stoß es that" und führt als die beste Probe dieser letzten Zeit Veit Stoff das
Kruzifix des Nikolaus Wickel an. In diesem Geiste ist auch die Werkstatt-
arbeit Stoff, der Christus in der Margarethenkapelle, gearbeitet, dessen auf-
fallende Übereinstimmung mit unserem Kruzifix wir oben beschrieben haben.
Es ist also auch unsere Arbeit in der letzten
Zeit der Tätigkeit der Werkstatt Veit Stoß'
beiläufig um das ]ahr 1525 entstanden.
Das Museum besitzt auch ein vollstän-
diges Spiel von Damenbrettsteinen, 24 an
der Zahl, die, 5 Zentimeter im Durchmesser,
aus Holz gedrechselt, in der Mitte Porträte
tragen (Abb. 12 und 13). Diese sind aus
Masse modelliert und dann bemalt und von
außerordentlichem künstlerischem Werte.
Die zwölf lichten Spielsteine aus Bimholz,
die zwölf schwarzen aus Ebenholz verfertigt,
tragen einen erhabenen Reifen ringsum, auf
dem dieNamen der dargestellten Persönlich-
keiten bei den lichten Steinen in Kapitale ein-
geschnitten, bei den schwarzen mit lichter
Farbe, die aber schon sehr gelitten hat,
aufgemalt sind. Die Umschriften, manch-
mal sehr verzerrt wiedergegeben, können
nicht immer gedeutet werden. Auf zwei
weißen und zwei schwarzen Steinen finden
sich Doppelporträte, auf den anderen ist
immer nur ein Bildnis dargestellt.
Bei den Doppelbildnissen auf den
weißen Steinen ist nur die Frau, bei einem
schwarzen Steine mit zwei Porträten nur
der Mann auf der Umschrift angegeben. _
Ein weißer Stein mit einem Frauenbildnis Am m Christus a" d" Säul" aüddemsm
um 1500 (Österr. Museum)
hat statt der Umschrift nur ornamentale
Zeichen, auf einem anderen ist ein Frauenbildnis nur mit der Datierung:
Anno Salutis MDXXX versehen. Wir sind also über das Jahr der Entstehung
dieser Steine unterrichtet. Da auf den Steinen eine Anzahl von Persönlich-
keiten als „von Augsburg" bezeichnet werden, können wir wohl diese Stadt
als die Stätte der Entstehung dieser Steine annehmen, so daß wir sagen
dürfen, daß wir es mit einer Augsburger Arbeit aus dem Jahre 1530 zu tun
haben. Künstlerisch, sowohl was die Modellierung als auch die Farbengebung
betrifft, stehen diese Steine auf solch einer Höhe, daß wir sie zu den besten
ihrer Art zählen müssen.