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gespreizt. Der Kopf mit mächtigen, in der Mitte geteilten, auf die Schulter
herabfallenden Locken ist stark erhoben, so daß die Halsmuskeln weit heraus-
treten. Das Gesicht zeigt den Ausdruck des großen Schmerzes, die Brauen
sind aufgezogen, die Augen blicken gegen den Himmel. Der schmerzhaft
geöffnete Mund läßt die Zähne sehen. An dem mageren Körper treten die
Muskeln infolge der lebhaften Bewegung stark hervor. Der Lendenschurz
wird von einem Strick gehalten. Die Figur zeigt eine schöne hellbraune, ins
Rötliche spielende Patina, auf dem Postament sind Spuren von Farbe erhalten.
Abb. 24. Bethlehemitischer Kindermord, Sizilien, um 1700 (Österr. Museum)
Die Figur ist wohl die Arbeit eines süddeutschen Meisters, aber eines
Künstlers, der italienische Kunst eingehend studiert hat, wie wir aus der
Bildung des Kopfes und des Gesichtes sehen können, die an Mailänder Vor-
bilder erinnert.
Die Entstehung des heiligen Sebastian dürfte wohl in das beginnende
XVII. Jahrhunderts fallen, die starke Drehung im Körper, die Stellung der
Beine, die Behandlung des Fleisches lassen uns dieses Werk so spät
datieren.
Das Österreichische Museum besitzt ferner drei Reliefintarsien aus der
Schnitzschule des XVII. Jahrhunderts in Eger, von denen ein Spielbrett, das
von Adam Eck gefertigt wurde, künstlerisch die wertvollste Arbeit ist (Abb. x g).
Es besteht aus zwei zusammenklappbaren Deckeln aus Ebenholz, das mit
geometrischen Beineinlagen und Beinknöpfen in den Ecken verziert ist. Die