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in der Zeit von 169g bis 1711, das Palais Kinsky (Daun) in den jahren 170g
bis {713 errichtet, wir können also sagen, daß die Atlanten an den Portalen
um x7n bis 1713 entstanden sein dürften, also in der Zeit, in der Giuliani
sich als „Familiaris" des Klosters in Heiligenkreuz niedergelassen hatte,
denn es wurde am 25. Februar 1711 zwischen Abt Gerardus und Giuliani
ein Revers ausgestellt, wodurch sich dieser als Familiaris zeitlebens in den
Laienstand des Stiftes begab. Er verspricht darin, dem Kloster mit seiner
Kunstarbeit unentgeltlich zu dienen, alle Modelle demselben aber als Eigen-
tum zu hinterlassen. Diese Sammlung von Modellen in Ton wird im Kloster
aufbewahrt und jetzt einer Neuaufstellung unterzogen. Der Zusammenhang
Hildebrands mit den Arbeiten Giulianis müßte noch einer eingehenden
Behandlung unterzogen werden, während über die Arbeiten Raphael
Donners, die von Hildebrand in Auftrag gegeben wurden, schon E. T ietze-
Conrat in dem oben erwähnten Aufsatze über Donner Nachricht gegeben hat.
Dieselbe Technik wie die „Veritas" von Giuliani: bemalte gebrannte
Terrakotta, finden wir auch an einer Rundtigur des Prometheus, die man
wohl in die Mitte des XVIII. Jahrhunderts setzen kann und die auch der
Wiener Schule angehört (Abb. 28). Der Künstler dürfte in dem Kreise
Hagenauers zu finden sein, eine bestimmte Hand nachzuweisen ist. noch
nicht gelungen. Prometheus ist liegend an einen Felsen gekettet in starker
Bewegung dargestellt, der Kopf mit wallenden Locken und Spitzbart ist
nach rückwärts geworfen, der Körper sehr mager gebildet, der Bauch stark
eingezogen. Die Scham ist mit einem Tuche bedeckt, der linke Fuß fehlt, die
Höhe der Gruppe mit dem emporragenden Felsen beträgt 52 Zentimeter.
Aus der Mitte des XVIII. ]ahrhunderts stammt auch eine Kreuzigungs-
gruppe aus Holz geschnitzt, die österreichischer Herkunft ist und nahe Ver-
wandtschaft mit der Kreuzigungsgruppe auf dem Währinger Friedhofe von
Permoser zeigt (Abb. 29). Auf dem Kreuze ist Christus und Gott Vater, der
ihn segnet, sowie der heilige Geist in Wolken angebracht, am Fuße des
Kreuzes steht die Hände ringend Maria, zu ihren Seiten Johannes in Ent-
zückung zu Christus aufblickend und Magdalena, die in die Knie gesunken ist.
In dieselbe Zeit fällt die Entstehung einer bemalten Holzfigur des heiligen
Sebastian, der an einen Baum gefesselt ist (29 Zentimeter hoch) und dessen
Schmerz durch die lebhafte Bewegung sehr eindringlich charakterisiert ist,
eine süddeutsche Arbeit. (Abgebildet in „Kunst und Kunsthandwerk", 1916,
Seite 2x8.)
Eine Schnitzarbeit österreichischer Herkunft aus der Zeit des Rokoko
ist ein bemalter und vergoldeter Hausaltar mit einem Ölbilde als Mittelstück
(Abb. 30). Auf zwei marmorierten Stufen steht der Altartisch mit reichen
Reliefornamenten geschmückt, in der Mitte vorne in einer Kartusche ist ein
Kreuz angebracht. Auf diesem Tische unter einem mächtigen purpurnen
Baldachin mit Goldverzierungen steht das Altarbild: die Krönung Marias.
Im Hintergründe bricht durch die Wolken das Licht, in dem der heilige Geist
erscheint, darunter ruhen Gott Vater und Sohn auf Wolken und halten die