förmig gebogen, flach, mit einem erhöhten Längsband. An der höchsten
Stelle der Biegung sitzt, senkrecht gestellt, ein Zapfen von der Breite des
Längsbandes, wie ihn viele Zinnkannen ebenfalls besitzen. Hier dient er als
Träger eines gedrechselten Holzknopfes und ist infolgedessen in seiner un-
organischen Verbindung mit dem Henkel verständlich; desto störender wirkt
er an dem Henkel der Porzellankanne, wo er in dieser Forrn ganz zwecklos
erscheint. Durch eine leichte Deformation, die in der Abbildung den Eindruck
hervorruft, als ob es sich um ein Art Volute handle, erscheint der Anblick
des Zapfens in der Abbildung nicht einmal so unangebracht wie bei dem
Original selbst.
. Die Masse ist ziemlich weiß, nur der Deckel, dessen Zugehörigkeit nicht
sicher feststeht, hat einen leicht sämischen Ton. Die Glasur ist trotz eines
starken Glasglanzes grießelig und uneben und am Henkel sind einige ge-
ronnene Stellen.
Die Blumenmalerei in zweierlei Purpurtönen, einem blassen und einem
dunklen, an den dicker aufgetragenen Stellen fast schwärzlich wirkenden,
ist ziemlich roh. Die deutschen Blumen - ein großes Bukett von Tulpe,
Rose, Aster und einem Kugelblumenzweige mit sparsamen Blättern auf der
einen, eine große Wucherblume und Tulpe auf der anderen Seite, außerdem
verstreut kleine Blumenzweiglein _ machen den Eindruck, als ob sie ein
Maler ausgeführt hätte, der gewöhnt war, auf dem saugenden Scherben eines
Fayencegefäßes seine Kunst auszuüben, und lassen die mit flotter Arbeit
verbundene Sorgfalt, wie sie die Muffelmalerei verlangt, gänzlich ver-
missen.
Wir haben uns nun mit der Frage zu beschäftigen, ob es sich bei
dieser Porzellankanne um ein Erzeugnis der Würzburger Porzellanfabrik
handeln kann oder ob wir über ihre Herkunft eine andere Erklärung zu
suchen haben. Wie ich in meiner schon eingangs erwähnten Arbeit aus-
geführt habe, steht fest, daß Geiger weiße und rote Kaffeeschalen und anderes
Geschirr hergestellt hat. Über ihre Form ist uns nichts bekannt.
Bei keramischen Erzeugnissen mit dem Rüstzeug stilkritischer Forschung
allein zu arbeiten, ist bekanntlich nicht ungefährlich. Immerhin ist es hier
nicht allzu gewagt, der Meinung Ausdruck zu geben, daß die Form der
Porzellankanne für die Zeit von 1775 bis 1780 reichlich altmodisch erscheint.
Auch die Blumenmalerei kann nicht als ausschlaggebend für die Zeitbestim-
mung herangezogen werden. Im ganzen macht die Kanne den Eindruck,
als ob sie ein Erzeugnis vor der in Frage kommenden Zeit wäre. Wir müssen
doch in Betracht ziehen, daß sich um 1775 in Würzburg die künstlerische
Tätigkeit bereits vollständig in den Bahnen des Louis XVI-Stiles bewegte
und daß gerade damals eine Reihe von tüchtigen Künstlern mit der weiteren
Innenausstattung des fürstbischöflichen Residenzschlosses beschäftigt waren,
daß also um die kritische Zeit für Würzburg und seine Porzellanfabrik keines-
wegs der Gedanke an eine provinzielle Rückständigkeit am Platze ist. Mit
derartigen Arbeiten hätte Geiger sicher keinen Erfolg gehabt und wohl