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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

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das Oeuvre und über den Meister selbst in mannigfacher Weise erweitern 
und es besteht die Hoffnung, daß mit ihrer Hilfe verschollene oder unrichtig 
bezeichnete Stücke als seine Werke erkannt werden könnten. 
Die kunstgewerbliche Tätigkeit Brustolons vertreten drei schöne Mo- 
delle (Fol. I des Klebebandes) für reich geschmückte Tische, wie sie die Ab- 
bildung 2 zeigt. Drei Lösungen des gleichen Themas, von denen die erste 
noch deutlich in der architektonischen Bildung des die Platte tragenden 
Drachentieres mit dem Empfinden deutschrenaissancehafter Groteskenkunst 
zusammenfallt, während Andrea in den unteren (gemäßigteren) Entwürfen 
sich mehr den Anforderungen einer organischen und symmetrischen Anord- 
nung unterwirftf Man wird an dem Einflusse, mit dem die verschiedenen 
italienischen und deutschen Musterbücher von der Art des Johann Indau," 
johannes Unselt und anderen für derartige Erzeugnisse dienlich waren, nicht 
zweifeln dürfen. An die Benutzung deutscher Vorlagebücher zu denken, aber 
wird man nicht allein durch die Erinnerung an Andreas nördliche Heimat- 
stadt veranlaßt werden. Es ist bekannt, daß die deutschen Holzschnitzarbeiten 
des XVII. Jahrhunderts zuweilen kaum von den italienischen unterschieden 
werden können. Dreger hat als Beweis auf das Sammelwerk des Matthias 
Echter verwiesen: „Raccolta di varij cappricy et nove inventiony di fogliami 
romane, porte in luce dall Sig" Mateas Echte r, pitor et da lui dissegnate 
et intagliate in Graz. MDCLXXIX." 
Die Vorliebe für Karyatidenfiguren, die unserem Meister wie der Seicento- 
kunst im allgemeinen (Chorgestühle, Wandvertäfelungen, Altartabernakel, 
Grabmäler . . . . ) eigentümlich ist, bezeugt das nächste Blatt (F01. 2 verso, 
Abb. 3): Die typische Halbligur eines in den Bart greifenden Mannes, dessen 
Unterkörper in ein schlankes, schön proiiliertes und verziertes Hennen- 
gestell ausläuft. Die Erinnerung an jene berühmten und äußerst geistreichen 
Arbeiten Francesco Plantas in der Scuola di San Rocco (1650) wird wach- 
gerufen, nur daß der karikaturfreudige Zug hier unterdrückt erscheint. Der 
Vergleich aber mit den Werken der großen Architektur und Skulptur, der bei 
Brustolon immer empfehlenswert ist, führt diese Figur auf seine bekannten 
Vorbilder, die den Schmuck der Portale venezianischer und bolognesischer 
Paläste bilden, zurück. 
Von Entwürfen für Altartabernakel, wie sie Brustolon, wenn die teil- 
weise angezweifelten Zuschreibungen zu Recht bestehen, für Cortina und 
Pescul und an anderen Orten verfertigte,""'"" enthält das „Skizzenbuch" zwei 
Figurenstudien, ein ausschreitender Ritter in Rüstung, ein alter Mann stehend mit einer Kugel in der Hand, eine 
sitzende Frauengestalt mit gefalteten Händen (heilige Magdalena). ein stehendes Mädchen mit einem Blätter- 
lu-anz auf dem Hnupte; ferner verschiedene Bewegungsstudien von iliegenden, sitzenden, knienden Engeln, 
Putten etc. (zum Beispiel Fol. 13). F01. 26 stellt die Statue des heiligen Josef, Fol. 15 zwei kniende Engel, die 
ein Tuch über das liegende jesuskind halten, du. 
' Der Vergleich mit den gleichzeitigen französischen Möbeln, etwa mit den Entwürfen Andre-Charles 
Boules (x64: bis 1732), wird die Altertilrnlicbkeit dieser Arbeiten Andreas klar vor Augen führen. 
"K Über diesen Kamrnertischler der Kaiserin Eleonore (um 1686) vgl. Ilg., „Berichte und Mitteilungen des 
Wiener Alterturnsvereines", XXIV, l. 
"i" Abgebildet bei Anton Lorenzoni, „Cadoreß Bergamo xgo7 („Italia nrtistica"), Seite 1x3 und x38.
	        
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