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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 3, 4 und 5)

Die einfacheren 
(und wahrschein- 
lich älteren) Bei- 
spiele, deren De- 
kor nur aus einem 
üppigen, von Kin- 
dergestalten be- 
lebten Ranken- 
werke besteht, hal- 
ten noch ganz 
an der Anordnung 
fest, wie sie für 
Buchfrontispizien 
der zweiten Hälfte 
des XVII. jahrhun- 
derts eigentümlich 
war." In reicheren 
Arbeiten, wie an 
einem prächtigen, 
jetzt in Genua 
befindlichen Rah- 
men" ist das 
Abweichen von 
der viereckigen 
oder rechteckigen 
Grundfonn nur an Abb. 7. A. Bruslolon, Reliquiar, Buchs- und Ebenholz, Höhe 96 Zentimeter, 
der oberen Leiste Breite B5 Zentimeter (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe) 
ins Werk gesetzt 
worden; die bekrönende Figur einer Fides wird als Dreieckskomposition 
als oberer Abschluß aufgesetzt, ohne daß der gesteigerte Schmuck der 
übrigen Rahmenleisten sich außerhalb der geradlinigen Umrißkonturen 
wagen würde. 
Die alten Formen der Renaissancekunst (oft noch der Spätgotik), die 
üppige und dicht aneinandergerückte Barockomamente äußerlich über- 
decken, aber nicht völlig verdecken, kämpfen mit den Ansätzen einer sich 
bahnbrechenden Kunstanschauung, die das Wesentliche zu verneinen sucht 
und dem Zufälligen, Scheinbaren zur Herrschaft verhelfen möchte. Wie bei 
Brustolon dieses I-Iinlenken zu einer Überwindung des Schweren und 
Schwerfälligen vor sich ging, wieweit die ihm innewohnende Entwicklungs- 
fähigkeit ein Schritthalten mit dem Gange der allgemeinen Evolution für 
statthaft hielt, dies versinnbildlicht am besten die folgende Studie zu einem 
 
"' Ein besonders glückliches Beispiel bietet ein Titelblatt des Johann Ulrich Stapf, tätig in Augsburg um 
1670 bis etwa 1695; abgebildet bei Lehnen, a. a. 0., II, Abb. x16. 
"l Abgebildet „Arte italiana decorativn e industriale", Band II, 87. 
2!
	        
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