Spur in München verloren. Bis zum Tode des Kardinals, der nach einem
bewegten Leben im November 1600 in Rom starb, waren der nördliche und
der südliche Flügel in ihrer jetzigen Gestalt vollendet. Das umfangreiche
Gebäude, ein einfaches, von Gräben umgebenes Viereck, bietet nach außen
nicht viel Bemerkenswertes. Der Schwerpunkt der architektonischen Aus-
gestaltung lag auf dem ganz italienisch gedachten inneren Hof. Die mäch-
tigen, durch alle drei Stockwerke durchgehenden Arkaden, deren Pfeiler die
Nischen mit den Figuren tragen, sollten nach dem ursprünglichen Plant
ringsum laufen. Die späteren Bauherren ließen aber die Ost- und West-
seite ohne die Arkaden ausführen.
Abb. 17. Terrakottastalue im
Hof des bischöflichen Schlosses
zu Brixen
Als Arbeiten Reichels in Brixen werden noch
erwähnt ein statuengeschmückter Hochaltar im
Dom von 1599" und ein Mausoleum aus Marmor
und Gips für die Reliquien der heiligen Ingenuin
und Albuin, das Fürstbischof von Spaur 1602 er-
richten ließ.'"'"" Der Neubau des Domes im XVIII.
Jahrhundert hat diese Dinge verschwinden lassen.
Nach dem Tode des Kardinals, im Jahre 1601 oder
1602, muß Reichel eine Reise nach Italien gemacht
haben, denn in diese Zeit fällt die eingangs erwähnte
Modellierung eines Reliefs für die Pisaner Domtür
durch „Ansi Tedesco". Bis zu jenem Schreiben des
Erzherzogs Maximilian an seinen Vetter Carl vom
Dezember 1613 hören wir dann nichts mehr von
Reichels Beziehungen zu Brixen. Es ist die Zeit
seines Augsburger Aufenthaltes (nachweisbar von
1603 bis 1610). Nachher scheint er auch dort zu ver-
schwinden. Sollte etwa Maximilians Empfehlungs-
schreiben den Künstler wieder nach Tirol zurückge-
führt haben? Vieles deutet darauf hin, ohne daß
aber vollkommene Gewißheit zu erlangen wäre.
V Ein Lebenszeichen liegt zunächst wieder vor
aus der Zeit um 1620, und zwar diesmal aus Nord-
deutschland, aus Danzig. Die durch die klare
Proportionierung und die Schönheit der Umriß-
linien sehr wirksame große Neptunfigur auf dem
Brunnen vor dem Artushof ist wohl als Reichels
" Tinkhauser kennt den „noch erhaltenen Bauriß": „Topo-
graphisch-hisxorisch-statisdsche Beschreibung der Diöcese Brixen", Brixen
1855, I, Seite 117.
1' Sinnacher, a. a. 0., VII, Seite 706. Die Malereien waren von
Hans Schmid: vgl. Tinkhauser in „Mitteilungen der k. k. Central-Com-
rnission", VI (1861), Seite xoo, und „Jahrbuch der kunsthistorischen Samm-
lungen des Allerhöchsxen Kaiserhauses", XVII. z, Reg. 14489 und 14497 B".
"N Kapitelsprotokoll bei Sinnacher, VIII, Seite 30, wo der Meister
zwar „Reycharw geschrieben wird.