oben ein von vier Delphinen gehaltenes Schrifttäfelchen, das dasselbe
Künstlermonogramm enthält.
Auf Grund der starken stilistischen Eigenart dieser beiden Reliefs, der
etwas gezierten Bewegungen der Figuren und besonders der Behandlung der
eindrücklichen Gestikulation, der merkwürdig stilisierten Bäume und der
schlauchartig gezogenen Wolken läßt sich demselben Meister noch ein Relief
- aus demselben Stein zuschreiben, eine „Ruhe auf der Flucht" im Louvre, die
sich inhaltlich als eine genaue Kopie des betreffenden Holzschnittes in Dürers
„Marienleben" erweist (B. 90). Auch hier umrahmt das Bildfeld ein flacher
Rahmen mit ähnlichen Ornamenten wie auf dem Relief bei Dr. James Simon;
sie erinnern an die spätgotischen ausgegründeten Flachschnitzereien auf
den alpenländischen Fichtenholzmöbeln. G. Habich, der die ganze Gruppe
zusammengestellt hat," dachte zuerst an Veit Kels, den Augsburger Bild-
schnitzer, obwohl die Reliefs stilistisch mit dessen signiertem Buchsmodell im
Hamburger Museum keinen Zusammenhang gestatten.
Die Persönlichkeit des Monogrammisten V. K., die sich besonders
wiederum in der Bildung der Köpfe und Wolken durchdrängt und von
dem Dürerschen Vorbilde abweicht, hat aber mit dem Stile des Kels nichts
zu tun und so begnügte sich "Habich mit der allgemeinen Bezeichnung
„Art des Hans Daucher", der tatsächlich einen gewissen Einfluß auf den
Meister V. K. ausgeübt hat; man vergleiche den Engel mit dem Stirnband
rechts auf der „Ruhe auf der Flucht", welcher anbetend vor dem Christkind
steht, mit ähnlichen Figuren auf den Daucherschen Reliefs.
Später hat dann Habich (nach Mitteilung bei Vöge) an den Augsburger
Bildschnitzer Viktor Kayser gedacht, über den Stetten Einiges berichtet hat.
An dieser Stelle seien deshalb alle mir bisher erreichbar gewesenen Nach-
richten über denselben zusammengestellt.
Im Jahre 1516 stellte der Augsburger Bildschnitzer Jakob Murman den
Lernknaben „Vicktar Kayser" vor."
In den Augsburger Steuerbüchern kommt derselbe (nach freundlicher
Mitteilung des dortigen Stadtarchivs) zum erstenmal im Jahre x 525 unter
dem Vermerk „dt. heur nill" vor. 1528 gibt er 30 ß 1 Gulden 15 Kreuzer 6 A},
1550: 30 A}, 2 Gulden 30 Kreuzer 6 A). Vom Jahre 1552 auf 1553 scheint er
gestorben zu sein, da von 1553 an lediglich seine Frau unter dem Vermerk
„Viktor Kayserin dt. 30 „ä, 2 H. 6 A?" vorgetragen wird.
Am wichtigsten ist aber die Nachricht bei Stetten (Seite 452), weil sie ein
leider jetzt verschollenes Werk des Meisters beschreibt, welches den Stil
desselben genau so schildert, wie sich derselbe in den Figuren der Reliefs
des V. K. widerspiegelt. Stetten teilt nämlich mit: „Gute Zeit vor diesem
letzten (Jacob Murman) war ein Victor Kayser hier. Ich wüßte nicht einmal
seinen Namen, hätte mir nicht ein Freund und Kenner von München die
Nachricht gegeben, daß sich daselbst bei Herrn Obel, des Rates und
" Hirths „Formenschattß 1906, Nr. 56.
i" R. Vischer, „Studien", Seite 55:_'3.