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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 1 und 2)

oben ein von vier Delphinen gehaltenes Schrifttäfelchen, das dasselbe 
Künstlermonogramm enthält. 
Auf Grund der starken stilistischen Eigenart dieser beiden Reliefs, der 
etwas gezierten Bewegungen der Figuren und besonders der Behandlung der 
eindrücklichen Gestikulation, der merkwürdig stilisierten Bäume und der 
schlauchartig gezogenen Wolken läßt sich demselben Meister noch ein Relief 
- aus demselben Stein zuschreiben, eine „Ruhe auf der Flucht" im Louvre, die 
sich inhaltlich als eine genaue Kopie des betreffenden Holzschnittes in Dürers 
„Marienleben" erweist (B. 90). Auch hier umrahmt das Bildfeld ein flacher 
Rahmen mit ähnlichen Ornamenten wie auf dem Relief bei Dr. James Simon; 
sie erinnern an die spätgotischen ausgegründeten Flachschnitzereien auf 
den alpenländischen Fichtenholzmöbeln. G. Habich, der die ganze Gruppe 
zusammengestellt hat," dachte zuerst an Veit Kels, den Augsburger Bild- 
schnitzer, obwohl die Reliefs stilistisch mit dessen signiertem Buchsmodell im 
Hamburger Museum keinen Zusammenhang gestatten. 
Die Persönlichkeit des Monogrammisten V. K., die sich besonders 
wiederum in der Bildung der Köpfe und Wolken durchdrängt und von 
dem Dürerschen Vorbilde abweicht, hat aber mit dem Stile des Kels nichts 
zu tun und so begnügte sich "Habich mit der allgemeinen Bezeichnung 
„Art des Hans Daucher", der tatsächlich einen gewissen Einfluß auf den 
Meister V. K. ausgeübt hat; man vergleiche den Engel mit dem Stirnband 
rechts auf der „Ruhe auf der Flucht", welcher anbetend vor dem Christkind 
steht, mit ähnlichen Figuren auf den Daucherschen Reliefs. 
Später hat dann Habich (nach Mitteilung bei Vöge) an den Augsburger 
Bildschnitzer Viktor Kayser gedacht, über den Stetten Einiges berichtet hat. 
An dieser Stelle seien deshalb alle mir bisher erreichbar gewesenen Nach- 
richten über denselben zusammengestellt. 
Im Jahre 1516 stellte der Augsburger Bildschnitzer Jakob Murman den 
Lernknaben „Vicktar Kayser" vor." 
In den Augsburger Steuerbüchern kommt derselbe (nach freundlicher 
Mitteilung des dortigen Stadtarchivs) zum erstenmal im Jahre x 525 unter 
dem Vermerk „dt. heur nill" vor. 1528 gibt er 30 ß 1 Gulden 15 Kreuzer 6 A}, 
1550: 30 A}, 2 Gulden 30 Kreuzer 6 A). Vom Jahre 1552 auf 1553 scheint er 
gestorben zu sein, da von 1553 an lediglich seine Frau unter dem Vermerk 
„Viktor Kayserin dt. 30 „ä, 2 H. 6 A?" vorgetragen wird. 
Am wichtigsten ist aber die Nachricht bei Stetten (Seite 452), weil sie ein 
leider jetzt verschollenes Werk des Meisters beschreibt, welches den Stil 
desselben genau so schildert, wie sich derselbe in den Figuren der Reliefs 
des V. K. widerspiegelt. Stetten teilt nämlich mit: „Gute Zeit vor diesem 
letzten (Jacob Murman) war ein Victor Kayser hier. Ich wüßte nicht einmal 
seinen Namen, hätte mir nicht ein Freund und Kenner von München die 
Nachricht gegeben, daß sich daselbst bei Herrn Obel, des Rates und 
" Hirths „Formenschattß 1906, Nr. 56. 
i" R. Vischer, „Studien", Seite 55:_'3.
	        
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