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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 1 und 2)

auf die somit gleichfalls ein helleres Licht durch unsere Veröffentlichung 
des Schwazer Reliefs fällt. 
Ganz dasselbe ist der Fall, wenn wir das Relief des V. K. im Berliner 
Museum, welches die Darstellung der Susanna im Bade zeigt (Abb. 4), mit 
der ebenso schönen wie mysteriösen I-Iolzstatue bei I-IerrnB. Oppenheim in 
Berlin vergleichen, die Friedländer" in glänzender Analyse Albrecht Dürer 
zugeschrieben und in die Zeit vor 1504 gesetzt hat. Diese Datierung scheint 
mir nun allerdings um mindestens 25 Jahre zu früh angenommen, denn vor 
1525 bis 1530 läßt sich diese Figur nicht gut in den Entwicklungsgang der 
Plastik der deutschen Frührenaissance einreihen, sowohl was das kom- 
plizierte Bewegungsmotiv als auch die reife Formenbildung betrifft. Daß 
Friedländer, dessenl feinem und freiem stilistischem Scharfblick unsere 
Wissenschaft so außerordentlich Vieles verdankt, an Dürer gedacht hat, 
entspricht aber trotzdem einer ganz richtigen und gesunden Reflexion, die 
sich auf die vielen Studien des Nürnberger Meisters nach dem menschlichen 
Körper stützt) In seinem Gefolge haben dann zahlreiche andere Künstler 
der Frührenaissance wie H. S. Beham, Erhardt Schön und andere ein- 
dringliche Versuche auf diesem Gebiete gemacht, die in erster Linie auf 
die Festsetzung eines allgemein gültigen Kanons der menschlichen Gestalt 
hinausgingen. 
Daß diese Buchsiigur bei Herrn B. Oppenheim eine Tänzerin darstellt, 
noch dazu eine nackte, scheint mir nicht annehmbar. Bode nimmt)" allerdings 
eine Beeinflussung durch die im dritten Jahrzehnt entstandenen Bronze- 
statuetten des Maffeo Olivieri an, aber es erscheint doch näherliegend, an 
irgend eine biblische oder mythologische Darstellung zu denken, in welchen 
die damaligen Künstler ihre Aktmotive zu geben pflegten, so Adam und 
Eva, Urteil des" Paris, Selbstmord der Lucretia und so weiter. Sie liebten 
es übrigens auch, genremäßige Motive hiefür zu verwenden, so in erster 
Linie Badeszenen, für die sie im Männer, Frauen- und gemeinsamen Bad 
die Anregungen fanden. 
Vergleicht man nun die sogenannte Tänzerin bei B. Oppenheim mit der 
Susanna auf dem Berliner Relief des Monogrammisten V. K., so herrscht 
doch wohl kein Zweifel mehr darüber, daß wir auch in der Buchsstatuette 
die im Bade überraschte Schöne zu erblicken haben. Die beiden Hände 
halten das Badetuch, mit dem sie den Rücken trocknet. Der jäh über die 
linke Schulter zurückgeworfene Kopf und der erstaunte, erschrockene Ge- 
sichtsausdruck werden durch die Situation, die unerwartete Bedrängung 
durch die beiden alten I-Iitzköpfe, vollkommen motiviert und erklärt. Aber 
nicht allein inhaltlich sind die beiden Frauengestalten, die Volltigur und 
die im Relief, verwandt, es lassen sich bestimmt auch stilistische Überein- 
stimmungen festlegen, so die Behandlung der langen schlanken Füße, die 
Art des Aufliegens derselben auf der Standiiäche, die durchgedrückten 
i" „Zeitschrift für bildende Kunst", XVlI. xgoö, Seite zu. 
W „Amtliche Berichte aus den Berliner Museen", Mai 1918, Seite 17a.
	        
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