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daß er „zu der in Wien gemachten Cantzl das Model völig verendert und in
ein saubere Stöllung gebracht habe" und bittet schließlich, da er in Erfahrung
gebracht haben wollte, daß der Fürstbischof „ein ganz neue Cantzl machen
zu lassen resolvirt", ihm die Schreinerarbeit für diese zu übertragen. Die
Projekte kamen aber zu keinem Abschluß. Am 5. Juni 1727 macht Denifel
eine neue Eingabe, in der er darauf hinweist, er habe „ein Modell zuer negst
der Sacristhey intentionierten Canzl machen miessen", nun müßte er aber
erfahren, „dass diser Canzlwerk " seinen „prallenten Mitmaister auf dem
Graben, umb dise vom ihme verfertiget zu werden, wirkhlichen versprochen,
hinentgegen" ihm „hiervon mitls Entrattung diser Arbeith das völlige lähre
Nachsehen gelassen werden solte". Auf diesem Gesuche bemerkt der Ver-
trauensmann der hochfürstlichen I-Iofkammer Johann von Badia, daß der
Bittsteller an einem grundlosen Argwohn leide, denn ihm (Badia) sei von
allem dem Vorgebrachten nichts bekannt und er wisse nur soviel, „daß.
nachdeme des von St. Nicolaischen Bildthauer" verferttigtes Modell ver-
worffen, Seine Hochfürstl. Gnaden sich von diser Materie dato nichts ver-
nemen lassen". Seit diesem Gesuche findet sich in den Akten des fürstbischöf-
lichen Hofbauamtes keine weitere Nachricht mehr über die Kanzel. Die
Angelegenheit scheint, Gott seis gedankt, eingeschlafen zu sein und so blieb
uns Donners bedeutendstes Jugendwerk erhalten."
AUS DEM WIENER KUNSTLEBENSP VON
HARTWIG FISCHEL-WIEN 50
EZESSION. BILDNISSE. Bildnisausstellungen sind so recht geeignet, die Gegen-
sätze und das erreichte Niveau in verschiedenen Lagern der Künstlergemeinden auf-
zuhellen. Das Porträt ist ein Problem der ältesten wie der jüngsten Kunst, der gebundensten
wie der freiesten Auffassung zugänglich, in Maßstab und Gegenstand von der Natur fest
fundiert und doch geeignet, die Seele des Schaffenden tief zu erregen, in weit ausholende
Schwingungen zu versetzen.
Man muß der Vereinigung Dank dafür sagen, daß sie weit über die Grenzen der
eigenen Gruppe hinausgegriffen und den Rahmen liberal und vorurteilslos ausgedehnt hat.
Dadurch ist den Jüngeren und Gärenden neben den Reifen und neben der Konvention Ein-
laß gewährt worden. Dadurch ist zu dem Bekannten und oft Gesehenen viel Interessantes
und manches Fremde hinzugetreten, das nicht nur anders, sondern auch gut wirkt.
Da ist zwischen den tüchtigen Einheimischen manche starke Berliner und Münchener
Hand zu fühlen. Zwei kleinere Räume sind ganz dem Sonderbund eingeräumt, in dem
Schiele und Faistauer die Stärksten sind. '
Auch das ist wohltätig wirksam, daß durch stärkere Betonung Einzelner Sonder-
gruppen von Bildnissen zusarnrnengehöriger Art auftreten. Solche Reihen lassen die Stärken
wie die Schwächen in ihrer Vervielfältigung nur gesteigert erscheinen.
1' josef Matthias Götz, ein hervorragender Bildhauer der süddeutschen beminesken Richtung. Vgl. meine
Arbeit „Passauer Bildhauer des XVIII. Jahrhunderts, I. Band. Josef Matthias Götz, Bildhauer und Architekt zu
St. Nikola nächst Passau, 1696 bis 1760". M. Waldbauerscher Verlag, Passau 1918.
" Die Abbildungen i, 3, ioa, u, u, 13 wurden nach photographischen Aufnahmen Hermann Briihl-
meyers, Passau, hergestellt.