1„
Das Zimmer dürfte um 1730 ausgeführt worden sein und ist in den reichsten Formen
der österreichischen Spätbarocke durchgebildet. Wände und Möbel sind mit gelbem Seiden-
damast bezogen, Fenster, Türen, Supraporten und Lambrien in Eichenholz; das Ganze ist
mit prächtigen geschnitzten und vergoldeten Ornamenten verziert, die auf Konsolen etwa
70 kleinere und größere Porzellanvasen und Becher tragen.
Einzig in seiner Art wird dieses Zimmer durch eine in dieser Form beispiellos
dastehende Verbindung der Goldverzierungen mit unzähligen Porzellanplättchen von
verschiedener Form und Größe, die in die Holzvertäfelungen, in alle Zierstäbe, in die
Lambrien, Fenster- und Türumrahmungen, in sämtliche Möbel, Spiegel- und Bilderrahmen
eingelassen und zum Teil mit eigenen, höchst zierlichen Goldumrahmungen versehen sind.
In einer Ecke des Zimmers befindet sich ein Porzellankamin mit darüber sich
erhebendem, prächtig umrahmtem Spiegel, ein ähnlicher Spiegel mit Konsoltisch schmückt
den Fensterpfeiler. Eine Sitzgarnitur und sonstige Möbel, sämtlich vergoldet, bilden die
übrige Einrichtung, zu der auch die Porträte Maria Theresias und Kaiser Josefs II. sowie
zwei weibliche Bildnisse zu zählen sind. Eine große, prächtig umrahmte Wanduhr, zwölf
Wandarme und drei zierliche Luster aus Porzellan vervollständigen das Gesamtbild dieses,
mit Rücksicht auf sein nahezu zweihundertjähriges Alter, merkwürdig gut erhaltenen Raumes.
Die Porzellane sind auf das sorgfältigste mit bunten Malereien, und zwar teils mit Chinoi-
serien, teils mit „deutschen Blumen" verziert. Der Charakter der Malerei weist, jeden
Zweifel ausschließend, auf die Frühzeit der Wiener Fabrik hin; die Porzellane sind also mit
wenigen unbedeutenden Ausnahmen, die sich als spätere Ergänzungen zu erkennen geben,
Erzeugnisse Dupaquiers, des Gründers der Fabrik, und somit die umfangreichste, bedeu-
tendste und in ihrer Gesamtheit glänzendste Leistung aus deren Anfängen.
Das Zimmer wurde vor einigen Wochen unter Aufsicht des Vorstandes der kera-
mischen Sammlung, Vizedirektors Regierungsrates Folnesics, durch F. Schönthaler d: Söhne
mit größter Sorgfalt abmontiert undE nach Wien gebracht. Es wird im ersten Stock des zu
diesem Zweck einer Adaptierung unterzogenen Verbindungsbaues des neuen mit dem
alten Hause zur Aufstellung gelangen und voraussichtlich um die jahreswende der all-
gemeinen Besichtigung zugänglich gemacht werden. Nach der Aufstellung wird eine aus-
führliche illustrierte Beschreibung des Zimmers in „Kunst und Kunsthandwerk" erscheinen.
LITERATUR DES KUNSÄTQEWERBES so-
III. MALEREI. LACKMALEREI.
GLASMALEREI. MOSAIK so
Beziehungen, Die, der Augsburger Glasnialer und Riii-
zeichner zum Hause Kaiser Maximilians l. (Zeit-
scbrift für Alte und Neue Glasmalerei, 191a, g.)
FISCHER, J. L. Die Glasgemälde des Georg Heben-
streit in der Michaelshofkirche zu München. (Zeit-
schrift für Alte und Neue Glasmalerei, 1912, 10.)
Spätgotische Glasfenster in Langenlois. (Zeitschrift
für Alte und Neue Glasmalerei, 1912, 8.)
Zur Kenntnis des Schweizer Kunstlebens und der
Glasmalerei im besonderen. (Zeitschrift für Alte
und Neue Glasmalerei, 191a, g.)
- Zur schwäbisch-tirolischen Glasmalerei in der
ersten Hälfte des XVI. jahrhunderts. (Zeitschrift
für Alte und Neue Glasmalerei, 1912, 1c.)
l-lelenafenster, Das, im Dome zu Erfurt, um 1400. (Zeit-
schrift liir Alte und Neue Glasmalerei. 191a, 7.)
jACkSON, M. T. AHreschi inediti a Tagliacozzo.
(L'Arte, SepL-Okt.)
JOSSIER, Abbe 0. F. Monographie des Vitraux de
Saint-Urbain de Troyes. Ouvrage ome de plus de
cent Reproductions en Photogravure. Troyes, impr.
P. Nouet. 111-8". XII, 268 p.
KEHRER, H. Die gotischen Wandmalereien in der
Kaiser-Pfalz zu Forchheim. IV. 8a S. mit 61 Abb.
und 10 Taf. (Abhandlungen der königlichen Aka-
demie der Wissenschaften, Philom-philolog-histor.
KL, 26. Band. Lex.-8".) München, G. Franz' Verlag.
M. 10.
KURTH, R. Ein Freskenzyklus im Adlerturm zu Trient.
(Jahrbuch des kunsthistorischen Instituts der k. k.
Zentral-Kommission für Denkmalpßege, 1911.)
1.. Über das Fensterbild. (Zeitschrift rm- Alte und Neue
Glasmalerei, 1912. 7.)
PICCIRILLI, P. Gli Affreschi della Cappella Caldora in
Santa Spirito di Sulmona. (L'Arte, SepL-Okt.)
POLLAK, O. Die Decken des Palazzo Falconieri in
Rom und Zeichnungen von Boromini in der Wie-
ner l-lofbibliothek. (jahrhuch des kunsthistorischen
Instituts der k. k. Zentral-Kommission für Denk-
malpüege, 191 1.)
02'