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Volltext: Monatszeitschrift XXII (1919 / Heft 11 und 12)

signierten oder ihm wahrscheinlich zuzuschreibenden Arbeiten bei. Das halte 
ich für umso notwendiger, als Folnesics im Wiener Porzellanwerk einige 
unrichtige Angaben gemacht hat. Wir werden sehen, daß die künstlerische 
Schaffenszeit Lamprechts mit der seiner sächsischen Konkurrenten so ziem- 
lich zusammenfällt. 
Laut des in den Akten der Wiener Porzellanfabrik enthaltenen alpha- 
betischen Namensverzeichnisses des Personals von 1812 bis 1866 (mit Nach- 
trägen) ist Lamprecht, der Buntmaler Nr. 1, im Mai 1772 in die Fabrik ein- 
getreten und starb im Jänner 1814 als Pensionist. Dadurch wird schon die 
von Folnesics im Porzellanwerk Seite 107 mitgeteilte Nachricht, er sei 1825 
in Pension gegangen und 1828 gestorben, als Irrtum erwiesen. Offenbar liegt 
hier eine Verwechslung mit dem gleichnamigen Sohne des Meisters vor, 
Georg Lamprecht dem Jüngeren, Buntrnaler Nr. 15, der am 1. Juli 1808 ein- 
getreten ist. In der Buntmalerliste von Folnesics fehlt zwar sein Name unter 
Nr. 15, reiht sich aber zwanglos dort zwischen Michael Sturm und Friedrich 
Geßwald ein. 
Aus den Akten der Fabrik zu Sevres geht hervor, daß Georg Lamprecht 
der Ältere der Sohn eines kaiserlichen Kriegskommissärs war." 
Wenn wir das Alter des Malers mit 20 bis 25 Jahren ansetzen, als 
er in die Wiener Manufaktur eintrat, so fallt seine Geburt etwa in die 
Jahre 1747 bis 1752. Die Entstehung des Paalenschen Services und des 
signierten Tellers im Österreichischen Museum ist also in die Zeit zwischen 
1772 und 1779 zu setzen, da Lamprecht im letztgenannten Jahre auf Wunsch 
des Fürsten Kaunitz zur Vervollkommnung seiner Kunst auf Reisen geschickt 
wurde. Wir wissen weiterhin urkundlich von seinem Aufenthalt in der 
französischen Staatsfabrik zu Sevres und in der kleinen Privatmanufaktur 
zu Clignancourt bei Paris. In letzterer hat er auch Werke seines Pinsels 
signiert. Es ist dies zunächst eine Deckelterrine mit Untertasse, die in heller 
Sepiamalerei allerlei Tierstücke zeigt, so auf der Untertasse liegendes Vieh; 
auf der Terrine erblicken wir einen schlafenden Schäfer, eine Frau und ein 
Hündchen, dann ein Schäferpaar, von denen der sitzende Mann mit seinem 
I-Iute eine Schlange verscheucht oder tötet. Auf einem bei dieser letzteren 
Szene liegenden Steine steht die Inschrift: „Georg Lamprecht pint a paris 
1783". So lautet dieselbe nämlich authentisch nach einer mir vorliegenden 
Pause, und nicht 1793, wie Chavagnac und Grollier Seite 505 fälschlich 
angeben; in dieser ungenauen Form ist die Signatur von Folnesics in das 
Wiener Porzellanwerk Seite 107 übernommen worden und auf Grund 
des verlesenen Datums 1793 statt 1783 wurde Folnesics zur Theorie einer 
zweiten Reise nach Frankreich gezwungen, die aber wohl nicht statt- 
gefunden hat. Daß Lamprecht in der angegebenen Zeit wirklich nicht in 
Wien war, geht auch daraus hervor, daß sein Name in dem sehr sorgfältig 
geführten Personalstatus vom Oktober 1784 fehlt. Chavagnac und Grollier 
1' Cte. X. de Chavagnac ex Mii d: Grollier, „Hiswire des manufactures francaises de Porcelain", Paris 1906. 
Seite 332.
	        
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